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Donnerstag, 18. November 2010

Filmkritik: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1


Regie: David Yates
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Ralph Fiennes
Drehbuch: Steve Kloves
Musik: Alexandre Desplat
Laufzeit: 146 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Als "Harry Potter und der Stein der Weisen" 1997 in den Buchläden erschien, hätte wohl kaum jemand damit gerechnet, dass sich die Geschichten rund um den kleinen Zauberlehrling zur beliebtesten Romanreihe aller Zeiten mausern würde. Da war es dann auch kein Wunder, dass die Romane später mal in Filmform umgesetzt werden. Passend dazu gab es dann auch Videospiele und noch vieles mehr als Merchandising. Doch alles muss auch mal ein Ende haben. Die Romanreihe ist bereits seit 2007 Geschichte und auch die dazugehörige Filmreihe biegt nun langsam aber sicher auf die Zielgerade ein. Da der letzte Roman allerdings eine stolze Länge von 600 Seiten aufwieß und man auch finanziell so viel wie möglich rausholen wollte, entschloss man sich nun, den Roman gleich auf zwei Filme aufzuteilen. Profitieren können davon gleich zwei Seiten. Zum einen kann sich Warner nun natürlich dumm und dämlich verdienen, aber auch für den Zuschauer ist das ein willkommenes Geschenk, denn während die letzten Potter-Filme immer mehr unter Zeitdruck litten, so kann man sich nun in aller Ruhe von seinen geliebten Figuren verabschieden.
Der erste Film deckt dabei etwa 2/3 des Romans ab, wobei man hier gleich anfügen sollte, dass dieser Teil des Romans deutlich ruhiger war als das letzte Drittel und somit auch für den abschließenden Film noch genügend Material zur Verfügung steht. Der Film fängt jedenfalls damit an, wie sich das Trio von ihren Elternhäusern langsam aber sicher verabschieden um sich auf die Suche nach den Horcruxen zu machen. Das Tagebuch und ein Ring wurden bereits zerstört, doch haben sie keine Ahnung wo sich die anderen vier Dinge befinden, die einen Teil von Voldemorts Seele beinhalten. Das führt bald auch schon zu Spannungen innerhalb das Trio's, was in einem großen Streit endet. Gleichzeitig taucht aber auch immer wieder ein geheimnisvolles Symbol auf, deren Bedeutung sich den dreien doch nicht erschließen möchte.
Auch wenn man durch die Zweiteilung des Romans deutlich mehr Zeit für die Erzählung der Geschichte hat, so ist auch in diesem Film das Tempo stets hoch. Das wird insbesondere am Anfang des Films deutlich, wo erstmal viele Dinge, die in den Vorgängerfilmen nicht erzählt wurden, nachgeholt werden. So werden unter anderem Bill Weasley und Mudungus Fletcher vorgestellt und Figuren wie Dobby oder Fleur wiedereingeführt. Das funktioniert größtenteils auch ganz gut, aber man sollte sich von den Szenen der Figuren nicht zu viel erhoffen. Die Hochzeit von Fleur und Bill wird nur beiläufig abgehandelt und auch bei Dobby erfährt man nicht, was er in den letzten Jahren alles so getrieben hat. Bei Dobby fällt dies aber durchaus negativ ins Gewicht, da er eine durchaus wichtige Rolle für den Film spielt.
Ansonsten sollte man sich auch auf eine recht episodenhafte Geschichte einstellen. Harry und seine beiden Freunde reisen immer wieder an verschiedene Orte in der Hoffnung bei ihren Untersuchungen weiterzukommen. Manchmal gelingt das, manchmal bringt das Ganze aber auch rein gar nichts. Das mag für einige Leute natürlich langweilig wirken, aber wer diese Passagen schon im Buch mochte, der wird auch hier zufrieden sein. Allerdings muss man sagen, dass das in den Büchern etwas homogener war, während im Film die Einfälle etwas plötzlich kommen. Das liegt in erster Linie aber auch daran, dass man mit einigen Orten wie Godric Hollow nicht so viel anfangen kann wie in der Romanfassung.
Zusammengehalten werden diese ganzen Aktionen von der Geschichte, die sich zwischen den drei Hauptfiguren entwickelt und hier kann der Film überzeugen. Die Spannungen innerhalb des Trios sind gut herausgearbeitet und es gibt einige wirklich schöne Szenen. Eine Tanzszene zwischen Harry und Hermine gehört hier sicherlich zu den erwähnenswertesten Momenten, aber auch eine Szene, die voll und ganz Ron gehört, ist eines der ganz großen Highlights des gesamten Franchises.
Schauspielerisch kann in diesen Szenen insbesondere Emma Watson herausstechen, die hier ihre bislang reifeste Leistung abliefert. Rupert Grint und Daniel Radcliffe können da allerdings nicht ganz mithalten. Insbesondere in den emotionalen Szenen sind sie dann doch etwas überfordert. Von den erwachsenen Schauspielern sieht man allerdings nur recht wenig. Kaum einer der Darsteller hat mehr als eine Szene, aber zumindest Helena Bonham Carter kann mal wieder herausstechen und auch Ralph Fiennes hat diesesmal wieder eine größere Rolle als noch in Teil 5. In Teil 6 waren ja nur jüngere Versionen von Voldemort mit von der Partie.
Inszenatorisch kann man dem Film auch kaum was vorwerfen. Die Actionszenen sind zwar immer noch nicht so gewaltig wie sie es sein könnten und auch die schnellgeschnitten Rückblenden erschweren nur die Erzählung, aber insbesondere in ruhigen Szenen spielt der Film seine Stärken aus. Besonders herausstechend ist auch die Animation eines Märchens, welches für die Geschichte von besonderer Bedeutung ist. Deren Animation gehört zweifellos zu den stärksten Szenen des Films und ist für einen Blockbuster eher ungewöhnlich. Es ist sehr lobenswert, dass sich die Filmemacher auf solch ein Experiment eingelassen haben.
Aber auch in Sachen Ausstattung kann der Film überzeugen. Diesesmal spielt der Film zwar nicht in Hogwarts, aber trotzdem gibt es eine Vielzahl an außergewöhnlichen Orten, so dass der Film auch auf dieser Seite überzeugen kann. Passend dazu liefert Komponist Alexandre Desplat auch den besten Score seit dem "Gefangenen von Askaban" ab. Themen von John Williams werden dabei zwar nicht wirklich verwendet, aber insgesamt hat der Score deutlich mehr Power als noch die seiner zwei Komponistenvorgänger.
"Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1" legt jedenfalls den Grundstein für ein mehr als vielversprechendes Finale des erfolgreichsten Franchises aller Zeiten. Darüber hinaus ist es aber auch ein wunderbarer Film über Freundschaft geworden, in dem insbesondere Emma Watson hervorsticht. Das einzig Tragische an Teil 1 ist, dass man nun ganze 8 Monate auf das Finale warten muss, doch nach diesem Film steigen die Erwartungen in die Höhe.

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