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Samstag, 29. Januar 2011

Filmkritik: 72 Stunden - The Next Three Days


Regie: Paul Haggis
Darsteller: Russell Crowe, Elizabeth Banks, Olivia Wilde
Drehbuch: Paul Haggis
Musik: Danny Elfman, Alberto Iglesias
Laufzeit: 133 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Paul Haggis dürfte spätestens seit dem Oscargewinn von "L.A. Crash" jedem ein Begriff sein. Immerhin hat dies ihm die Möglichkeit gegeben, an den letzten beiden Bond-Abenteuern "Casino Royal" und "Ein Quantum Trost" als Drehbuchautor mitzuwirken. Als Regisseur widmete er sich jedoch weiterhin eher kleineren Projekten wie "In the valley of Elah" oder jetzt "72 Stunden - The next three days".
In diesem geht es um eine Kleinfamilie, wo die Frau Lisa (Elizabeth Banks) wegen angeblichen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wird. Als diese sich deshalb das Leben möchte, erkennt ihr Ehemann John (Russell Crowe), dass er sie umbedingt aus dem Gefängnis holen muss. Doch sämtliche Gerichte lehnen es ab, den Fall neu aufzurollen und so muss er einen Fluchtplan entwickeln.
Wer hier einen klassischen Actionthriller erwartet, der wird wohl eher enttäuscht den Film verlassen. Die Action konzentriert sich eigentlich nur auf die letzten 30 Minuten, während in den ersten 90 Minuten eher das Familiendrama im Mittelpunkt steht. Es wird immer mehr deutlich gemacht, wieso der von Russell Crowe gespielte John seine Frau umbedingt aus dem Gefängnis bringen muss und wie er langsam, aber sicher einen Plan entwickelt, damit dies klappt. Das Bemerkenswerte ist hier, dass sich Haggis wirklich Zeit lässt um die Charaktere zu entwickeln. Etwas schade ist dabei allerdings, dass er oft auch etwas zu sehr in die Kitschkiste greift und dadurch einige Szenen zu rührselig erscheinen. Dies betrifft insbesondere die Szenen mit ihrem gemeinsamen Sohn, die einfach nur zu Tränen rühren sollen, aber nicht wirklich ergreifend wirken. Das hätte man auch dezenter lösen können.
Deutlich flotter geht es dann am Ende des Films zu. Dieses ist vom Spannungsbogen her durchaus gelungen, wenngleich man manchmal etwas zu sehr auf die Karte Glück vertraute und so eher das Gefühl hätte, dass es im echten Leben wohl eher schief gelaufen wäre. Auch hätte es manche Begründung am Ende des Films nicht wirklich benötigt, da es auch schön ist, wenn gewisse Probleme mal offen bleiben. Zumindest die Finaleinstellung des Films ist in dieser Hinsicht aber geglückt.
Schauspielerisch gibt es bei dem Film nicht viel zu meckern. Russell Crowe setzt vielleicht etwas zu oft seinen Dackelblick auf, aber er hat auch eine große Ausstrahlung, die andere Schauspieler nicht haben. Wirklich gut ist aber auch Elizabeth Banks, der man ihre Rolle voll abnimmt und mit der man wirklich mitleiden kann, obwohl man nicht weiß, ob sie die andere Frau nun umgebracht hat oder nicht. Der Rest des Casts besteht aus eher unbekannten Schauspielern, die ihre Rolle aber auch solide ausfüllen. Für Liam Neeson und Olivia Wilde hat es hingegen nur für Miniauftritte gereicht, die für die Handlung allerdings von Bedeutung waren.
Inszenierungsmäßig gibt es auch nicht viel zu meckern. Den Film kann man schlecht mit großen Hollywoodproduktionen vergleichen, doch aus seinen Möglichkeiten holt er relativ viel heraus. Einzig ein Stunt, in dem offensichtlich viel CGI im Spiel war, hätte es dann nicht wirklich bedurft. Dafür gibt es noch einen schönen Score von Danny Elfman, der sich angenehm von anderen Thrillern abhebt und trotzdem interessant bleibt. Lobenswert bleibt auch der Einsatz einiger Songs, die den Film etwas flotter erscheinen lassen und somit für Kurzweil sorgen.
"72 Stunden - The next three days" ist jedenfalls ein grundsolider Thriller geworden, der sich auf bodenständige Themen konzentriert und somit eine Bindung zum Zuschauer schafft. Das einige Elemente des Films in der realen Welt eher unwahrscheinlich gewesen wären, verzeiht man diesem dann schnell.

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