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Freitag, 23. März 2012

Serienkritik: Game of Thrones - Staffel 1


Fantasyreihen haben es im Fernsehen nicht einfach. Immerhin sind schon für Filme jenen Genres hohe Budgets üblich und wenn man dies für das Fernsehen adaptiert, so rutscht dies leicht in den Trash-Sektor. Trotzdem gibt es immer wieder Versuche, doch eine qualitativ hochwertige TV-Reihe oder Film auf die Reihe zu stellen. Einer der wohl bekannteren Vertreter ist der TV-Zweiteiler "Merlin" mit Sam Neill oder auch "Hercules" und "Xenia" erlangten etwas Bekanntheit. Weltbewegend war jedoch keiner davon und wirklich hochwertig sahen diese Serien auch nicht aus.
Umso gespannter konnte man sein als HBO ankündigte, die "Das Lied von Eis und Feuer"-Reihe zu adaptieren und zu jedem Buch der Reihe eine eigene Staffel zu drehen. Als erstes war hier nun "Game of Thrones" dran, welcher in einer fiktiven Welt namens Westeros angesiedelt ist und in der es um mehrere Königsfamilien geht, die sich mitunter auch bekriegen. Angeführt wird die Staffel dabei von "Der Herr der Ringe"-Star Sean Bean und "300"-Star Lena Headey, sowie weiteren meist britischen Darstellern.

Episode 1 - Der Winter naht

Wie auch in vielen anderen TV-Serien sorgt die Premieren-Episode dafür, die verschiedenen Figuren der Serie vorzustellen und auch bereits einige Konflikte anzudeuten. Etwas überraschend ist jedoch, dass die erste Episode mit einer Laufzeit von nur 60 Minuten nicht gerade lang ausfällt und somit sich bereits wie eine gewöhnliche Episode anfühlt statt einer riesengroßen Eröffnung. Das ist aber nicht umbedingt eine schlechte Sache, da es sich um die Verfilmung eines Romans handelt und dort eine verlängerte Pilot-Folge nicht wirklich sinnvoll wäre.
Dafür befindet man sich dann gleich direkt in der Handlung und merkt auch die Größe der Reihe an. Verschiedene Figuren werden vorgestellt und es wird auch gleich gezeigt, dass diese Serie düsterer wird als viele große Hollywoodproduktionen und man auch auf die für HBO typische Freizügigkeit nicht zu verzichten braucht. Dabei entwickelt man bereits einige interessante Konflikte, wenn ein Bruder seine Schwester für Machtspielereien benutzt und auch vor Gewalt an Kindern wird nicht zurückgeschreckt.
Einzig der Fantasyanteil hält sich hier jedoch stark in Grenzen, so dass sich die Episode fast wie eine Mittelalterserie anfühlt. Es gibt zwar ein paar Momente, die durchaus Fantasycharakter besitzen, doch spielt dies eine untergeordnete Rolle. Dies ist aber durchaus zu begrüßen, da man sich somit besser auf die Figuren konzentrieren kann, die nunmal das Herz einer Serie ausmachen und man somit Vergleichen mit großen Hollywoodfilmen aus dem Weg geht. Das bedeutet aber nicht, dass "Game of Thrones" visuell nichts zu bieten hat. Die Landschaften sind wunderbar aufgenommen, auch die Sets haben alle ihre Reize und auch die Kameraarbeit ist hervorragend. Auch bei der Wahl der Kostüme hat man viel Liebe ins Detail gesteckt, welches die Serie zu eine der hochwertigsten Produktionen seiner Art macht. Beim Score setzte man auf den vom ersten "Iron Man" bekannten Ramin Djawadi, der einen durchaus soliden Score abliefert, mehr dann aber auch nicht.
Auch schauspielerisch profitiert man davon, dass es sich hierbei größtenteils um eher unbekannte Schauspieler handelt, welche mit einem bekannten Darsteller wie Sean Bean sinnvoll angereichert wurden. Das funktioniert im Pilot sehr gut und man kann sich schneller mit den Charakteren identifizieren.
Die Pilotfolge lässt jedenfalls schon einige positive Dinge andeuten, die die Serie über die Staffel hinweg am Leben halten werden und zeigt schon hier, dass die Serie mal einen für Fantasysachen eher düsteren Ton anschlägt und hier über eine Stunde hinweg sehr viel Spaß macht.

Episode 2 - Der Königsweg

Auch wenn es oftmals bei TV-Serien das Problem gibt, dass nach einem gelungen Pilot die zweite Episode etwas abflaut, so bleibt bei "Game of Thrones" das Tempo konstant hoch. Insbesondere ein Attentatversuch auf ein kleines Kind sorgt für eines der Highlights und deutet einiges an Konfliktpotential an. Aber auch sonst ist die Episode recht kurzweilig und schafft es Beziehungen verschiedener Personen zu intensivieren, was insbesondere bei der von Emilia Clarke gespielten Daenery sichtbar wird, die ihr Schicksal in dieser Episode bereits mehr akzeptiert als noch am Ende der ersten Episode. Aber selbst bei Kindern kommt es mitunter zu Spannungen, die in einem durchaus traurigen Ende der Episode münden.
Über die Produktionswerte muss man sich hier auch nicht weiter beschweren, denn diese sind wie schon in Episode 1 sehr hochwertig und sorgen dafür, dass die Episode lückenlos an den Pilot anschließen kann und Lust auf mehr macht.


Episode 3 - Lord Schnee

In der dritten Episode geht es nun zum ersten Mal etwas ruhiger zu und große Action ist hier nicht zu erwarten. Vieles ist politisch und es geht eher darum, dass sich Einzelpersonen mit ihrem Schicksal abfinden. Am interessantesten ist hier noch, dass Daenery immer selbstbewusster wird und sich somit auch immer mehr von ihrem Bruder entfernt und gleichzeitig auch immer mehr mit ihrer Rolle als Ehefrau vertraut gemacht wird.
Ansonsten ist die Episode aber auch erneut wundervoll inszeniert und auch wenn hier die große Mittelalteraction fehlt, so gibt es allein schon durch die ganze Aufmachung genug Szenen, die das Herz aufblühen lassen. Deshalb ist es auch nicht weiter schlimm, dass man es hier mal etwas ruhiger angehen lässt, denn man kann die Episode auch so sehr genießen.

Episode 4 - Krüppel, Bastarde und Zerbrochenes

Nachdem die ersten drei Episoden alle überzeugten und dabei alle individuelle Klasse bewiesen, kommt mit Episode 4 nun erstmalig ein Durchhänger. Die Episode ist zwar nicht wirklich schlecht, aber es fehlt das besondere Etwas, was sie auch lange Zeit später in Erinnerung bleiben lässt. Es gibt eine Gefangennahme und man merkt etwas von verschiedenen Verschwörungen, die ein zentrales Thema der Serie bilden, aber ansonsten ist sie etwas schleppend. Aber immerhin besucht man einen neuen Ort in dieser Episode, der zu den schönsten der bisherigen Folgen gehört. Von daher lässt sich die Episode durchaus aushalten ohne dabei wirklich Luftsprünge zu machen.

Episode 5 - Der Wolf und der Löwe

Nach dem die Handlung in der letzten Episode etwas abflaute, zieht das Tempo insbesondere in der zweiten Hälfte der Episode deutlich an und offenbart endgültig die Konflikte, die unter den verschiedenen Königreichen geschehen. Dies mündet dann auch in zwei spektakulären Schwertkämpfen, die für den weiteren Verlauf der Staffel von Bedeutung sein werden. Man merkt dadurch langsam, dass die Politik nicht alles Regeln kann und es bald auch vermehrt zu Duellen auf Leben und Tod kommen wird, die hoffentlich für viel Abwechslung in der zweiten Hälfte der Staffel sorgen werden.


Episode 6 - Eine goldene Krone

Episode 5 hat es bereits angedeutet und Episode 6 macht genau da weiter. Der Ton wird immer rauher und auch erste Verluste sind zu vermelden. Insbesondere am Ende der Episode muss man sich auch erstmalig von einer wirklich wichtigen Figur verabschieden. Dabei schafft es "Game of Thrones" auch Morde zu zeigen, die es in dieser Form nur sehr sehr selten gibt und hebt sich damit auch von der Masse ab. Dadurch wirkt die Serie auch dann tragisch, wenn eigentlich eine recht unbeliebte Figur die Serie verlässt, doch auch hier schafft es die Serie den Zuschauer zu überzeugen. Ansonsten wird aber auch der von Sean Bean gespielte Ned Stark immer mehr zu einer tragenden Rolle der Serie, obwohl er sich in den ersten Episoden noch zurückhielt. Da freut man sich auf die noch ausstehenden Episoden.

Episode 7 - Gewinn oder stirb

Bereits Episode 6 hatte angedeutet, dass neue Zeiten anbrechen. Endlich bekommt man die Ausmaße mancher Verschwörungen zu spüren und es gibt Attentatsversuche innerhalb der Geschichte und auch einen Hinterhalt, der über ein ganzes Königreich entscheidet. Außerdem bekommt man nun endgültig das Gefühl, dass hier auch die Bösen gewinnen können, was insbesondere die Schlussszene der Episode deutlich macht. Es sind somit zwar nur vereinzelte Szenen, die unwiderruflich in Erinnerung bleiben, aber diese überzeugen dafür umso mehr und machen auch Episode 7 höchst sehenswert.

Episode 8 - Das spitze Ende

Nachdem sich in Episode 7 die Ereignisse etwas überschlugen, liegt es nun an Episode 8 die Konsequenzen darzustellen. Dadurch werden in dieser Episode nicht umbedingt neue Baustellen aufgemacht und als Zuschauer fühlt man sich vielleicht etwas aufgehalten, doch muss es auch mal möglich sein, eine Episode zu verfolgen, in der nicht permanent überraschende Wendungen passieren. Schockierend kann es aber durchaus sein, dass selbst ein kleines Mädchen in dieser Episode Dinge tun muss, die man sonst von ihr nicht erwartet. Ansonsten merkt man aber auch, dass sich die Dinge in den nächsten beiden Episoden durchaus nochmal überschlagen können, aber hier bleibt es insbesondere in der zweiten Hälfte erstmal ruhig und so wartet man mittlerweile auf das große Staffelfinale.


Episode 9 - Baelor

Die Serie geht straff auf ihr Staffelfinale zu und so werden die Ereignisse immer dramatischer. Überraschend ist aber, dass bereits in Episode 9 einige Geschichten ihren Höhepunkt finden und insbesondere das Finale dieser Episode zum besten gehört, was die Staffel zu bieten hat. Dabei schafft es die Serie erneut, schreckliche Dinge wirklich neu erscheinen zu lassen und nicht so als wenn man sie schon mehrfach gesehen hat. Es ist die ganz große Stärke der Serie, dass immer wieder Dinge passieren mit denen niemand rechnen würde und somit wird man von dieser Episode ziemlich geschockt.

Episode 10 - Feuer und Blut

Nachdem schon in Episode 9 viele Dinge ihren Abschluss fanden, liegt es nun an Episode 10 noch einen guten Ausklang zu finden. Es werden viele Dinge für die zweite Staffel angedeutet und auch einige Konflikte schon angedeutet. Gleichzeitig sorgt man mit der Schlussszene aber auch noch mal für eine wirklich tolle Szene, die die Wartezeit auf die zweite Staffel elendig lang erscheinen lässt und auf die man schon jetzt gespannt ist.

Fazit

In der Zeit nach "Der Herr der Ringe" hatte man mit vielen mittelmäßigen Fantasyadaptionen zu kämpfen, die tricktechnisch zwar auf der Höhe der Zeit waren, aber inhaltlich sich zu wenig trauten und dadurch gegenüber dem großen Vorbild schnell ins Hintertreffen gerieten. Umso lobenswerter ist da die Haltung von HBO, die "Game of Thrones" nicht etwa für eine Kinoauswertung strafften und zensierten, sondern eine 10-teilige Staffel zum ersten Roman schufen, der die Handlung mit der nötigen Ruhe und auch Härte der Vorlage umsetzt und somit zu den einzigartigsten Serienadaptionen der letzten Jahre gezählt werden darf. Es steckt für eine Fantasyadaption zwar erstaunlich wenig Fantasy in der Serie und könnte somit fast schon als Mittelalterserie durchgehen, doch ist dies bei der großen Figurenvielfalt und Abwechslung innerhalb der Geschichte auch schon fast egal. Die Staffel sorgt immer wieder für Szenen, die sich in das Gehirn der Zuschauer einbrennen und wird dadurch auch nie langweilig. Da bleibt eigentlich nur zu hoffen, dasss auch die weiteren Romane der Reihe (bislang sind 5 der geplanten 7 Teile erschienen) mit der gleich Präzision umgesetzt werden. Der Anfang zu einer ganz großen Fantasyreihe ist mit der ersten Staffel von "Game of Thrones" jedenfalls geschafft.

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