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Donnerstag, 15. März 2012

Filmkritik: John Carter


Regie: Andrew Stanton
Darsteller: Taylor Kitsch, Lynn Collins, Willem Dafoe, Mark Strong, Dominic West
Drehbuch: Andrew Stanton, Mark Andrews, Michael Chabon
Musik: Michael Giacchino
Laufzeit: 132 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahre
Trailer: hier

Andrew Stanton hat sich mit "Findet Nemo" und insbesondere "Wall-E" als ein Mann erwiesen, der außergewöhnliche Big-Budget-Filme auf die Kinoleindwand bringen kann und auch wenn diese im Animationssektor entstanden sind, so hat Brad Bird bereits letzten Winter mit "Mission Impossible - Phantom Protokoll" bewiesen, dass der Wechsel in den Live-Action-Bereich durchaus fließend sein kann. Umso höher waren die Erwartungen an Stanton, immerhin wurde ihm das Privileg zuteil, mit "John Carter - Zwischen zwei Welten" sein absolutes Traumprojekt für die Leinwand zu adaptieren, welches schon Filmemacher wie George Lucas oder James Cameron dazu inspirierte "Star Wars" bzw. "Avatar - Aufbruch nach Pandorra" zu drehen. Auch budgetmäßig wurden ihm von Disney keine Grenzen gesetzt, so dass der Film mit einem Budget von 250 Millionen Dollar zu einem der teuersten Filme aller Zeiten wurde.
Umso tragischer ist es dann, wenn bereits vor Kinostart sich alles gegen den Film verschworen zu haben scheint. Disney bekam nach dem letztjährigen Misserfolg von "Mars needs Moms" kalte Füße und versuchte die wahre Herkunft des Films während des Marketings zu verschleiern. So wurde im amerikanischen Original aus "John Carter of Mars" einfach nur noch der generische Titel "John Carter" und auch die Trailer versuchten mehr auf die Actionmomente zu setzen als auf eine wirklich epische Geschichte wie es eigentlich hätte sein sollen. Leider konnte dieses Marketing beim Zuschauer jedoch kaum zünden und so wurden schon vor Kinostart Stimmen laut, dass es sich hierbei um einen der größten Filmflops der Filmgeschichte handeln könnte, was sich letztes Wochenende leider auch bestätigte.
Dabei ist "John Carter - Zwischen zwei Welten" ein wirklich gelungener Film geworden, der über zwei Stunden hinweg viel Abwechslung bietet und all jene Leute ansprechen sollte, die auch schon "Star Wars" zu den besten Reihen aller Zeiten zählen. Erzählt wird hierbei die Geschichte des Bürgerkriegsveteranen John Carter, der während einer Flucht ein Portal zum Mars entdeckt und zu diesem dann auch transportiert wird. Dabei gerät er bald schon in Gefangenschaft einer Alienrasse, der er durch seine enorme Sprungkraft auf dem Mars durchaus überlegen ist. Dabei trifft er dann auch auf die Prinzessin von Helium, deren Volk von dem rücksichtslosen Sab Than unterdrückt wird.
Zugegebenermaßen klingt die Geschichte von "John Carter - Zwischen zwei Welten" nicht gerade revolutionär, doch ist dies bei klassischen Science-Fiction-Epen auch nicht wirklich notwendig. Andrew Stanton gibt sein bestes dafür, hier eine neue Welt aufzubauen, die ganz in der Tradition alter Hollywoodepen steht. Dabei ist es auch nicht umbedingt die Action, welche hier besonders hervorsticht, sondern viel mehr die ganzen Sets, die dem Zuschauer hier über 2 Stunden hinweg präsentiert werden.
Zuweilen ist dies aber so viel, dass der Zuschauer diesem nicht ganz folgen kann und es deshalb manchmal auch etwas schwer fällt, komplett in die Welt von John Carter einzutauchen. Das kann natürlich als Schwachpunkt gewertet werden, doch muss man auch bedenken, dass die Vorlage auf einer mehrteiligen Romanreihe basiert und somit einige Elemente vielleicht auch nur einen einleitenden Charakter besitzen sollten, der dann später mal ausgebaut werden kann. Es gibt aber natürlich auch ein paar Elemente im Film, wo Stanton ruhig etwas sorgfältiger hätte sein können. Beispielsweise hätte die Vorgeschichte von Carter ruhig noch etwas mehr Tiefe vertragen können, zumal es später während einer Schlacht auch einige Flashbacks gibt und diese bei tieferer Betrachtung noch effektiver hätte sein können. Aber auch bei den ganzen Figuren ist es zuweilen etwas schwierig den Überblick zu behalten. Auch die Tatsache, dass es hier gleich zwei Bösewichter gibt, ist ab und zu etwas störend, da man diesen kaum Tiefe verleiht und einfach nur Böse erscheinen lässt. Da gab es auch schon mal Filme, wo man diese besser dargestellt hat.
Ansonsten folgt der Film aber den klassischen Elementen eines Epos, welches von einer normalen Person handelt, die plötzlich zum großen Helden aufsteigt. Auch eine Liebesgeschichte ist recht nett geschrieben, da diese fast ohne Kitsch auskommt und man auch der weiblichen Figur wirklich Tiefe verliehen hat, was im heutigen Hollywood eher selten der Fall ist. Teilweise hätte man sich aber vielleicht noch mehr ruhige Momente gewünscht, die sich wirklich ins Gehirn brennen.
Ansonsten profitiert der Film aber auch enorm von seinen Schauwerten. Disney hat hier eine Menge Geld investiert und das merkt man den Film auch an. Der Film wirkt wie eine moderne Version alter Sandalenepen wie "Ben Hur" oder "Cleopatra" und kleckert bei den Sets nicht gerade. Das sieht oft auch richtig toll aus und es ist fast etwas schade, dass der Zuschauer an manchen Sets nur recht kurz verweilt. Die Actionszenen sind ebenfalls recht nett und sehen ziemlich schick aus, sind aber auch immer ziemlich kurz geraten.
Schauspielerisch geht Stanton hingegen den mutigen Weg und verzichtet gänzlich auf große Stars. Stattdessen dürfen hier Taylor Kitsch und Lynn Collins die Hauptrollen übernehmen, die vorher nur als Nebendarsteller aus "X-Men Origins: Wolverine" bekannt waren. Auch sonst setzt Stanton eher auf britische Darsteller als große US-Stars. Ciaran Hinds, Dominic West und Mark Strong sind aber natürlich trotzdem gute Schauspieler, wenngleich Dominic West hier etwas verschwendet wirkt und die Rolle auch gleich mit der von Marc Strong vereint hätte werden können.
Lobenswert bleibt auch noch der Score von Michael Giacchino, der die größe des Projektes perfekt einfängt und einmal mehr seine Klasse aufzeigt. Einzig ein großes Theme wie es bei einem John Williams der Fall gewesen wäre, fehlt hier etwas.
Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass Stanton mit "John Carter - Zwischen zwei Welten" vielleicht kein perfekter Film gelungen ist, aber einer, dem es gelingt, eine neue Welt für den Zuschauer einzuführen, die genug Möglichkeiten für weitere Abenteuer gehabt hätte. Umso tragischer ist es da, dass das Publikum dem Film so sehr die kalte Schulter zeigt, denn das hat der Film unter keinen Umständen verdient.

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