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Montag, 26. März 2012

Filmkritik: Der goldene Kompass


Regie: Chris Weitz
Darsteller: Dakota Blue Richards, Ben Walker,Nicole Kidman, Daniel Craig, Eva Green
Drehbuch: Chris Weitz
Musik: Alexandre Desplat
Laufzeit: 113 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahre
Trailer: hier

In der Folgezeit von "Der Herr der Ringe" gab es viele Versuche, ein neues Fantasy-Franchise zu etablieren. Einer der ambitioniertesten Vertreter war 2007 auch "Der goldene Kompass", der den ersten Roman von Philip Pullman's sehr beliebten Fantasy-Trilogie "His Dark Materials" auf die Leinwand brachte. Mit 175 Millionen Dollar Produktionskosten war er damals einer der teuersten Filme des Jahre und auch wenn er ein recht ansehnliches internationales Ergebnis erreichte, so floppte er an den US-Kinokassen bitterlich, so dass auch dieser Fantasyausflug bei einem Einzelfilm blieb.
Die Gründe für die eher bescheidenen Ergebnisse sind wohl auch damit zu begründen, dass man in Amerika schneller fantasymüde wurde als im Ausland und auch die Kirche aufgrund einiger kirchenkritischer Aussagen des Romans zum Boykott des Film aufrief, obwohl dieser bereits an einigen Stellen zensiert wurde. Letztendlich muss man aber auch einfach feststellen, dass der Film beim Publikum nicht so ankam wie erhofft und auch bei Kritikern teilweise heftig zerrissen wurde.
Dies ist schade, denn jeder, wer Pullmans Trilogie gelesen hat, wird wissen, dass dort eine Menge Potential versteckt ist. Zuweilen ist dies aber auch recht provozierend und so ist es fast auszuschließen, das jemals eine Verfilmung realisiert wird, die den Roman in all seinen Facetten wiedergibt.
Inhaltlich geht es um ein zwölfjähriges Mädchen names Lyra, die in einer Parallelwelt lebt und einen goldenen Kompass geschenkt bekommt, der ihr Dinge über andere Menschen verrät. Bald schon wird sie jedoch von der geheimnisvollen Mrs. Coulter heimgesucht, die ganz eigene Vorstellungen mit dem Kompass hat und so begibt sich Lyra auf eine Reise bis zum Nordpol, wo sie auf Hexen und Eisbären trifft.
Der goldene Kompass ist mit fast 450 Seiten nicht gerade ein kurzer Roman. Umso erschreckender ist es jedoch, dass "New Line Cinema", die schon "Der Herr der Ringe" produzierten, dem Film gerade mal eine Laufzeit von 113 Minuten zugestanden und auch inhaltlich viele Dinge gekürzt oder vom Handlungsverlauf komplett verdreht wurden. Dadurch werden viele Figuren leider zu kurz behandelt und es fällt schwer sich wirklich auf diese Welt einzulassen. Als Krönung dessen werden dann auch noch die letzten Kapitel des ersten Romans weggelassen, da diese für Hollywood-Verhältnisse deutlich zu düster ausfielen. Das ist zwar irgendwo nachzuvollziehen, dass man einen Film nicht so enden lassen möchte, doch ist es dann unverständlich, wieso ein Trailer diese Szenen noch enthielt und lässt darauf vermuten, dass man bei "New Line" bereits vor Kinostart die Hoffnung auf Erfolg einstellte und letztendlich solch ein lieblos zerschnittenes Werk auf die Leinwand loslies um noch zu retten, was noch zu retten ist.
Dabei ist der Film von der Idee her gar nicht so schlecht. Lyra wird von einer durchaus begabten Jundarstellerin namens Dakota Blue Richards dargestellt und auch sonst sind einige der Rollen mit berühmten Darstellern wie Nicole Kidman, Eva Green oder Daniel Craig besetzt worden. Grundsätzlich kann es zwar auch von Vorteil sein, bei Fantasy-Filmen auf die ganz großen Namen zu verzichten, doch geben die beteiligten Personen durchaus ansprechende Darbietungen ab und zeigen, dass "Der goldene Kompass", der wohl geeigneteste Nachfolger für "Der Herr der Ringe" hätte sein können.
Auch budgetmäßig sieht man dem Film durchaus seine Größe an, wenngleich die Sets nicht ganz die Detailverliebtheit besitzen wie beispielsweise bei "Der Herr der Ringe" oder "Harry Potter". Manchmal wirken sie etwas zu steril und zu sehr auf CGI ausgelegt anstatt mehr auf traditionelle Techniken zu setzen, was sich schon oft ausgezahlt hat. Auch musikalisch wagte man sich an eine recht mutige Wahl als man den damals in Hollywood noch eher unbekannten französischen Komponisten Alexandre Desplat engagierte. Sein Score ist durchaus gelungen, wenngleich er in der Folgezeit sich mit den Scores noch deutlich steigern konnte und hier halt doch etwas profillos bleibt.
Es ist auf alle Fälle schade, was hier letztendlich aus "Der goldene Kompass" geworden ist. Der Film ist nicht schlecht, tritt sein Potential aber komplett mit Füßen, so dass man sich fast fragt, was man mit dem Film überhaupt erreichen wollte. Übriggeblieben ist ein Fantasy-Film, den man mal nebenbei laufen lassen kann, aber den man wohl kaum völlig akzeptieren kann, denn dafür mangelt es hier zu sehr an Spannungsaufbau und wirklich großartigen Figuren, die die Vorlage eigentlich bot.

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