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Freitag, 9. März 2012

Filmkritik: The Green Mile


Regie: Frank Darabont
Darsteller: Tom Hanks, Michael Clarke Duncan, David Morse, Bonnie Hunt, James Cromwell
Drehbuch: Frank Darabont
Musik: Thomas Newman
Laufzeit: 189 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahre
Trailer: hier

Stephen King ist ohne Zweifel einer der größten Horror-Roman-Schriftsteller aller Zeiten und ebenso zahlreich sind dann auch dessen Filmumsetzungen, die unter anderem von Leuten wie Stanley Kubrick, Rob Reiner, George A. Romero oder Brian Del Palma für die Leinwand adaptiert wurden. Einer der beliebtesten Verfilmungen war jedoch der 1994 von Frank Darabont gedrehte "Die Verurteilten", der zu den besten Gefängnisthrillern aller Zeiten gehört. 1999 sollte Darabont dann zu diesem Genre zurückkehren und einen weiteren Gefängnisthriller Kings verfilmen, wobei er sich diesesmal Kings 6-teiliger Romanreiher "The Green Mile" widmete und diese in einem über 3 Stunden langen Film umsetzte.
Erzählt wird dabei die Geschichte des Gefängniswächters Paul Edgecomb, der für den Todestrakt verantwortlich ist und dort Zeuge eines Wunders wird als der wegen Vergewaltigung und Mord verurteilte John Coffey eingeliefert wird.
6 Geschichten innerhalb von 3 Stunden zu erzählen, ist zugegebenermaßen keine leichte Aufgabe und dabei auch noch gänzlich auf große Actionszenen zu verzichten, ebenfalls nicht einfach, da der Film auch einem Publikum verkauft werden muss. Zum Glück verstand es Darabont perfekt, dies alles unter einen Hut zu bringen und somit für eines der intensivsten Gefängnisdramen aller Zeiten zu sorgen. Natürlich ist vieles davon auch schon in der Romanvorlage von King enthalten und somit auch dessen Verdienst, doch Darabont besitzt eine unglaublich intensive Bildsprache, die "Green Mile" trotz seiner vielen ruhigen Momente nie langweilig machen und den Film wunderbar am Leben halten. Selbst die befürchtete Episodenhaftigkeit des Films hält sich in Grenzen, da Darabont es geschickt versteht, die Beziehung der Gefängniswächter mit John Coffey mit jedem einzelnen Storyabschnitt zu intensivieren und dadurch dem Ganzen auch eine gewisse Rahmenhandlung zu bieten, so dass sich die einzelnen Geschichten sich dieser Beziehung unterordnen können.
Nicht zu unterschätzen sind in diesem Zusammenhang auch die übernatürlichen Elemente der Geschichte, die insbesondere in der zweiten Hälfte des Films immer mehr an Bedeutung gewinnen und damit fast schon eine jesusgleiche Geschichte in einem neuen Setting erzählt. In vielen anderen Filmen kann sowas auch fürchterlich schief gehen, doch hier fühlt sich dies nicht deplaziert an, sondern gibt der Geschichte das besondere Etwas und das sich Coffey immer mehr zu einer Jesus gleichen Figur entwickelt, fällt gar nicht so sehr ins Gewicht.
Ansonsten vereint Darabont hier auch viele großartige Schauspieler, die alle ihre großen Szenen besitzen und den Film wunderbar kurzweilig halten, da jede einzelne Geschichte berührt und ihren Sinn ergibt. An erster Stelle sind hier natürlich Tom Hanks und Michael Clarke Duncan zu erwähnen, deren immer enger werdende Freundschaft das absolute Herzstück des Films bildet und von dem grandiosen Schauspiel der Beiden profitiert. Von Hanks ist man sowas ja durchaus gewohnt, doch das Duncan hier eine solch grandiose Leistung abliefert, überrascht dann doch etwas. Aber auch die Nebenrollen sind mit Darstellern wie Bonnie Hunt, James Cromwell, David Morse und Gary Sinise exellent besetzt und bereichern den Film ungemein. Einzig bezüglich Doug Hutchison und Sam Rockwell kann man geteilter Meinung sein. Doug Hutchison wird leider dazu degradiert, das absolute Arschloch auf der guten Seite zu spielen und dadurch immer wieder so sehr als Negativpunkt aufzufallen, dass man immer wieder froh ist, wenn seine Figur von der Bildfläche verschwindet. Aber auch Sam Rockwell muss ein klischeehaftes Großmaul spielen, welches leider nur teilweise witzig ist. Zumal es mit ihm in der zweiten Hälfte auch noch eine Szene gibt, in der viel Hintergrundwissen über ihn offenbart wird und gleichzeitig auch die Geschichte von Coffey etwas entmystifiziert. Einerseits hätte es nicht sein müssen, dass man derart viel über die Figur preisgibt und zum anderen hat der Film gut ohne dieses Wissen funktioniert und hatte somit auch durchaus seine Reize, zumal die direkte Verbindung dieser beiden Figuren irgendwie erzwungen wirkt. Das hätte man anders lösen können.
Ansonsten ist es aber auch noch positiv zu erwähnen, dass der Film kein zeitgenössischer Film ist, sondern in den 30-ern angesiedelt ist und der Film somit nochmal etwas altmodischer wirkt als heutige Gefängnisdramen, was auch gut mit dem Mystery-Thema des Films zusammenpasst. Als ebenso positive Wahl erweist sich auch Thomas Newman als Komponist des Films. Sein Score ist zwar wie für ihn gewohnt ruhig, doch mehr wäre hier auch störend und so unterstützt Newman mit seinem ihm eigenen Stil wunderbar die eigentliche Geschichte.
Darabont gelingt es mit "The Green Mile" perfekt, ein Gefängnisdrama über 3 Stunden lang wunderbar kurzweilig zu halten und dabei mehrere Einzelgeschichten zu einem Ganzen zu vereinen, wo Schauspieler bis an die Grenzen ihres Könnens gehen und eines der intensivsten Gefängnisdramen überhaupt abliefern, welches trotz seiner übernatürlichen Elemente eine wunderbar menschliche Geschichte erzählt, die zu Herzen geht und niemanden unberührt lässt.

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