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Samstag, 14. April 2012

Filmkritik: Lolita


Regie: Stanley Kubrick
Darsteller: James Mason, Sue Lyon, Shelley Winters
Drehbuch: Vladimir Nabokov
Musik: Nelson Riddle
Laufzeit: 152 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahre
Trailer: hier

Es gibt Filme, die sowohl bei Kritikern als auch Publikum durchaus beliebt sind, jedoch nicht das wiederspiegeln, was sich die Filmschaffenden eigentlich gewünscht hätten. So geschehen auch 1960 mit Spartacus, der zwar einige Oscars gewann, jedoch dessen Regisseur Stanley Kubrick nicht wirklich glücklich machte, da er sich in seinem Schaffen zu sehr eingeschränkt sah. Da sowas nie wieder geschehen sollte, entschloss sich Kubrick letztendlich auch gegen eine große Karriere in Amerika und zog sich nach England zurück, wo er mit "Lolita" 1962 seinen ersten in England produzierten Film in die Kinos brachte, welcher sich mit dem kritischen Thema der Pädophilie beschäftigte.
Der Film selbst basiert auf einem Roman von Vladimir Nabokov, den Kubrick auch dazu überreden konnte, das Drehbuch zu verfassen und somit möglichst viel Nähe zwischen Roman und Film zu bringen. Dabei handelt die Geschichte von einem Literaturwissenschaftler, der sich in ein 12-jähriges Mädchen namens Lolita verguckt und mit dieser eine Affäre beginnt. Doch schon bald wird das ungleiche Paar verfolgt und es passieren erste Risse in ihrer Beziehung.
Es ist sicherlich kein allzu einfaches Thema, was Kubrick sich für seinen ersten Film nach "Spartacus" ausgesucht hatte. Trotzdem geht die Umsetzung verdammt gut auf und er schafft es dieses brenzlige Thema doch in einen recht ordentlichen Film zu verwandeln. Die Charaktere besitzen alle ihren eigenen Charme und auch die Inszenierung ist absolut großartig. Insbesondere in der ersten Hälfte ist der Film unglaublich locker inszeniert und lässt wunderbar die Zeit der 60-er aufleben. Auch wenn das Thema durchaus brenzlig ist, so versucht Kubrick den Film recht locker zu inszenieren, so dass die Tragik der ganzen Sache in der zweiten Hälfte noch mehr zum Vorschein kommt. Es macht den Film gleichzeitig aber auch für viele Menschen ansehbar, die normalerweise bei diesem Thema wohl eher abschalten würden.
Festzuhalten ist aber auch, dass der Film mit einer Laufzeit von 152 Minuten nicht gerade kurz geraten ist und somit sicherlich auch nicht vor Längen befreit ist. Insbesondere in der zweiten Hälfte zieht sich der Film doch etwas zu sehr in die Länge und ist zu sehr britisches Gesellschaftsdrama, was sicherlich nicht jedermann begeistern wird.
Inszenierungsmäßig kann man dem Film aber nichts vorwerfen. Diese ist nahezu perfekt und ist dieser Thematik auch mehr als würdig. Sowohl die Entscheidung, den Film in Schwarz/Weiß zu drehen, als auch die grandiose Kameraarbeit sorgen dafür, dass man sich mit der Geschichte verbunden fühlt. Auch die Musik ist gut gewählt, da sie perfekt die 60-er Jahre Stimmung wiederspiegelt.
So gesehen ist "Lolita" ein wirklich gelungener Film. Inhaltlich ist er zwar insbesondere in der zweiten Hälfte etwas zäh, doch ist er inszenierungsmäßig grandios und zeigt, dass Kubrick es wie kein anderer verstand, kritische Themen für die Leinwand zu adaptieren ohne dass sie den Zuschauer verstören, aber doch packend genug inszeniert sind um trotzdem die ganze Tragik zu offenbaren, was diese sogar noch verstärkt.

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