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Samstag, 19. März 2011

Filmkritik: Die 12 Geschworenen


Regie: Sidney Lumet
Darsteller: Henry Fonda, Jack Warden, Martin Balsam, Lee J. Cobb
Drehbuch: Reginald Rose
Musik: Kenyon Hopkins
Laufzeit: 92 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Justizthriller waren in den 90-ern sehr beliebt, was man in erster Linie Verfilmungen von John Grisham zu verdanken hatte. Was diese Filme gemein hatten, waren die Beschränkung auf Einzelschicksale, wo man Anwälte den ganzen Film über ermitteln lässt um am Ende dann meist die Unschuld des Angeklagten zu beweisen. Der Freispruch war dann meist eindeutig und es wurde zusätzlich noch gezeigt, wer denn wirklich der Schuldige ist.
Einen gänzlich anderen Weg ging Ende der 50-er "Die 12 Geschworenen", der nicht Ankläger und Kläger in den Mittelpunkt stellte, sondern die Geschworenen, die letztendlich über schuldig oder nicht schuldig abstimmen müssen. Das Schicksal des Angeklagten interessiert hingegen überhaupt nicht. Man erfährt zwar ein paar Hintergrundinformationen über die Tat, doch vielmehr geht es um die Frage, wie Leute über das Schicksal eines Menschen abstimmen. Am Anfang scheint der Fall absolut klar zu sein und nur ein einziger will sich wirklich noch über den Fall reden, der letztendlich über das Leben eines Menschen entscheidet. Dabei stammen die Geschworenen aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und haben alle ihre ganz eigene Auffassung, was während des Gesprächs auch zu Spannungen untereinander führt.
Was den Film besonders sehenswert macht, ist nicht die Tatsache, dass der Spionagefall besonders interessant ist, sondern die Dialoge, die die Protagonisten während des Films untereinander austauschen. Während der Film am Anfang ein noch eher lockeres Gespräch ist, entwickelt sich der Film immer mehr zum Streitgespräch, der in einem absoluten Höhepunkt mündet.
Was den Film ebenfalls besonders macht ist auch die Tatsache, dass der Film bis auf Anfang und Ende komplett in einem Zimmer spielt und nicht zu oft Ortwechsel erfolgen. Das mag in dem ein oder anderen Film etwas langweilig erscheinen, doch hier funktioniert das wunderbar. Auch die Tatsache, dass der Film in Schwarz/Weiß gedreht wurde, stört das Seherlebnis kaum.
Der Film konzentriert sich die meiste Zeit über nur auf das Schauspiel seiner Darsteller. Dieses ist einfach grandios und es fällt keiner durch. Der heutige Kinogänger dürfte zwar kaum einen Darsteller des Films kennen, aber so sieht grandioses Schauspiel aus und es wäre schön, wenn es auch heute noch solche Filme geben würde.
Inszenatorisch ist der Film natürlich minimal, da er meist nur Nahaufnahmen seiner Darsteller aufnimmt, doch das ist durchaus effektiv. Auf Musik wird dabei größtenteils verzichtet, so dass diese zwar kaum in Erinnerung bleibt, aber das stört nicht weiter.
"Die 12 Geschworenen" ist jedenfalls ein Film, der mit wenigen Mitteln verdammt viel herausholt und insbesondere durch das Schauspiel seiner Darsteller in Erinnerung bleibt. Auch zeigt er eindrucksvoll, dass der einfache Dialog oftmals deutlich mehr von Bedeutung ist als eine Geschwichte mit besonders vielen Twists und einer gehörigen Portion Herzschmerz. Wer Filme liebt, sollte den Film umbedingt mal gesehen haben.

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