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Samstag, 21. August 2010

Filmkritik: Vom Winde verweht


Regie: Victor Fleming
Darsteller: Vivien Leigh, Clark Gable Hattie McDaniel, Leslie Howard, Olivia de Havilland
Drehbuch: Sidney Howard
Musik: Max Steiner
Laufzeit: 233 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Das Jahr 1939 gilt zweifelsohne als eines der stärksten Jahre in der Geschichte Hollywoods. In diesem Jahr entstanden Klassiker wie "Der Zauberer von Oz", "Ringo" oder auch "Mr. Smith geht nach Washington". Ein Film gab es jedoch, der diese Filme alle überragte. Die Rede ist natürlich von der Verfilmung des Bestsellerromans von Margaret Mitchell "Vom Winde verweht", der auch heute noch als eines der größten Hollywoodepen aller Zeiten gilt und damals sämtliche Rekorde brach.
Dabei war die Produktion des Streifens alles andere als einfach. So suchte man beispielsweise eine halbe Ewigkeit nach der passenden Hauptdarstellerin, die dann in der damals eher unbekannten Vivien Leigh gefunden wurde und auch die Frage nach dem Regisseur stellte sich als überaus schwierig heraus. So wurde der ursprüngliche Regisseur George Cukor bereits nach wenigen Drehtagen vor die Tür gesetzt und man entschied sich danach, Victor Fleming unter Vertrag zu nehmen, der gerade noch an "Der Zauberer von Oz" arbeitete und diesen noch vor dessen Fertigstellung verlassen musste. Da dieser aber auch immer wieder durch anglebliche Krankheiten ausfiel, verpflichtetete man später mit Sam Wood noch einen weiteren Regisseur. Aber auch das Drehbuch wurde von verschiedenen Drehbuchautoren umgeschrieben und auch während der Dreharbeiten immer noch umgeändert. Unproblematischer war hingegen die Suche nach dem Hauptdarsteller von Rhett Buttler, denn da stand von Anfang an fest, dass dieser nur von Oscarpreisträger Clark Gable dargestellt werden könnte. Das einzige Problem war, dass man ihn von dessen Arbeitsgeber MGM ausleihen musste. Dies gelang jedoch dadurch, dass Produzent David O. Selznick MGM die Verleihrechte überließ.
Der Film selbst erzählt die Geschichte von Scarlett O'Hara, die in jemanden verliebt ist, der jedoch bereits einer anderen versprochen ist und so bevorzugt sie es, lieber alleine zu leben, beziehungsweise nur dann zu heiraten, wenn für sie persönlich dadurch Vorteile entstehen. Dabei lässt sie sich auch nicht von dem wohlhabenden Rhett Buttler beeinflussen, der seit längerem ein Auge auf sie geworfen hat. Erzählt wird das Ganze vor dem Hintergrund des Bürgerkrieges, der damals reichlich Leid über Amerika brachte, der damals viel Leid über Amerika brachte.
Folglich kann man den Film auch in mehrere Etappen einteilen. Am Anfang werden die Charaktere vorgestellt und dann geht es auch schon in den Krieg, der die erste Hälfte des Films dominiert. Scarlett verliert beispielsweise recht schnell ihren ersten Ehemann und zieht dann nach Atlanta, um nahe bei ihrer heimlichen Liebe Ashley zu sein, der allerdings auch eingezogen sind. So sind Scarlett und Ashley's Ehefrau Melanie den Großteil der Handlung alleine und sorgen sich als Krankenschwestern um die Verwundeten des Krieges.
Als sich jedoch abzeichnete, dass man den Bürgerkrieg nicht gewinnen würde, machen sich Scarlett und Melanie auf um nach Tara, Scarletts Zuhause, zu gelangen, wo sie sich erhoffen, dass Leben weiterleben zu können, was sie von früher kannten. Doch auch hier hat der Krieg seine Spuren hinterlassen und so arbeiten beide Frauen zusammen mit der Familie auf der Farm ums Überleben, welches durch die Besetzung der Streitmächte der Nordstaaten Amerikas zusätzlich erschwert wird. So leben sie auf der Farm unter ständigen Hungersnöten und Geldsorgen, so dass immer wieder ein Verkauf der Farm droht.
Der eigentlichen Liebesgeschichte von Scarlett, für die der Film wohl am berühmtesten ist, widmet man sich dann jedoch erst in der letzten Stunde des fast vierstündigen Monumentalwerkes. Diese bietet gegenüber den heutigen Liebesfilmen jedoch einige Überraschungen, die man heutzutage gar nicht mehr kennt und auch das Ende des Films dürfte deshalb für viele Leute durchaus überraschend daherkommen.
Die Frage ist jetzt natürlich, was den Film zu so etwas Besonderem werden lässt und da sind wohl die Schauspieler an erster Linie zu nennen. Insbesondere Vivien Leigh als Hauptdarstellerin Scarlett O'Hara liefert hier eine schauspielerische Glanzleistung ab wie sie auch in den kommenden Jahren kaum zu übertreffen war. Sie ist witzig, frech und doch irgendwie liebenswert. All diese Dinge zu vereinen ist sicherlich keine einfache Aufgabe, doch Leigh gelingt das mit Bravour und stellt somit sämtliche andere Schauspieler des Films in den Schatten, wenngleich auch diese tolle Leistungen abgeben. An erster Stelle ist hier sicherlich Clark Gable zu nennen, der neben Leigh den größten Part abbekommen hat. Sein Charakter ist durchaus charmant, aber auch sehr machohaft, so dass sein wirklicher Charakter lange Zeit nicht wirklich einschätzbar ist und erst in der letzten Stunde wirklich offenbart wird. Unterstützt werden die Beiden von einer ganzen Reihe von Nebenfiguren. Da haben wir zum einen Melanie Wilkes (toll gespielt von Olivia de Havilland), die als die gute Seele im Film auftritt und auch immer dann zu Scarlett hält, wenn diese von den anderen Mitmenschen eher negativ betrachtet wurde. Eine wirkliche Glanzleistung lieferte aber auch Hattie McDaniel als Mammy ab, die dafür als erste afroamerikanische Darstellerin einen Oscar als beste Nebendarstellerin erhalten sollte. Etwas untergehen tut da Leslie Howard als Ashley, da dieser meist nur dann in Erscheinung tritt, wenn Scarlett mal wieder um ihn wirbt. Dabei hätte man aus seiner Figur noch etwas mehr herausholen können. Immerhin wurde ja mehrfach erzählt, wie sehr ihn der Krieg zu Schaffen gemacht hat. Das geht bei den ganzen Gefühlen von Scarlett aber immer etwas unter.
Natürlich können die Schauspieler auch nur dann wirklich überzeugen, wenn auch die entsprechende Story dazu passt. Diese ist mit knapp vier Stunden zwar ziemlich lang, aber dafür auch sehr abwechslungsreich. Es gibt viele humorvolle Szenen, aber auch eine Menge Tragik, die sich sehr gut ausgleichen. Natürlich macht es verdammt viel Spaß, den Dialogen zwischen Scarlett und Rhett zu lauschen, aber genauso sehr ist man von den ganzen Einzelschicksalen betroffen. So schreckt der Film beispielsweise auch nicht vor dem Tod einzelner Hauptcharaktere zurück und auch Scarlett wird nicht immer nur ins positive Licht gerückt, sondern macht sich gerne auch mal selbst die Hände schmutzig.
Mit politischen Aussagen hält sich der Film hingegen etwas mehr zurück. Auch wenn der Bürgerkrieg im Film eine Rolle spielt, so wird dieser nie zum zentralen Mittelpunkt des Films. Es wird eher gezeigt, wie einzelne Personen des Südens den Krieg beurteilen als das man diesen in seinen ganzen Fassetten betrachtet. Insbesondere der Norden bleibt dabei gesichtslos und hat keine Figur an die man sich nach dem Film noch erinnern würde. Dies ist in dieser Form aber auch ok.
An der Inszenierung des Streifens gibt es jedoch wenig zu meckern. Auch wenn sich mehrere Regisseure an diesem Film versucht haben, so wirkt der Film trotzdem sehr harmonisch und wenn man nichts über die Hintergründe der Produktion kennen würde, dann würde es einem wohl auch kaum auffallen. Erwähnenswert ist aber auch die prachtvolle Ausstattung des Films, denn auch hier lässt sich der Film nicht lumpen und sorgte für aufwendige Sets, die auch heute noch gut aussehen. Die Action des Films ist mittlerweile natürlich überholt, aber diese wird ja in "Vom Winde verweht" eh nicht so sehr in den Vordergrund gerückt. Dafür gibt es einige wirklich tolle Szenen in Atlanta, die auch heute noch sehr beeindruckend wirken. Hier ist insbesondere eine Szene zu nennen, in der 1000 Verwundete auf offener Straße liegen und auf ärztliche Hilfe wareten.
Erwähnenswert bleibt auch noch die Musik von Max Steiner, die sich wunderbar in den Film integriert und oftmals für Gänsehautmomente sorgt. Passend dazu gab es vor und auch während des Films auch immer wieder Passagen, wo der Film pausierte und einfach nur Musik gepsielt wurde, was in der damaligen Zeit durchaus üblich war.
"Vom Winde Verweht" ist jedenfalls ein Film, der heute noch genauso sehr fasziniert wie damals. Dies liegt in erster Linie an seinem wunderbaren Cast, der mit Vivien Leigh eine Darstellerin in der Hauptrolle hat, die die Rolle ihres Lebens spielte. Darüber hinaus ist der Film aber auch die Geschichte einer selbstbewussten Frau, die selbstbewusst ihre Ziele verfolgt und dafür auch den Zorn ihrer Mitmenschen in Kauf nimmt. Diese geht dabei durch Höhen und Tiefen, so dass auch vier Stunden relativ schnell vorbeigehen können. Einer der ganz großen Klassiker Hollywoods wie es sie heutzutage leider kaum noch gibt.

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