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Mittwoch, 4. August 2010

Filmkritik: Toy Story 3


Regie: Lee Unkrich
Drehbuch: Michael Arndt
Musik: Randy Newman
Laufzeit: 103 Minuten
freigegeben ab: 0 Jahren
Trailer: hier

Als 1995 mit Toy Story der erste computeranimierte Spielfilm in die Kinos kam, stellte dies eine große Revolution dar. Doch war nicht die technische Umsetzung für den Erfolg des Films verantwortlich, sondern die herzergreifende Geschichte zweier Spielzeuge, die auf eine große Reise gehen, auf der sie sich anfreunden. Deshalb war es auch kein Wunder, dass Pixar später einmal den Ruf des qualitativ hochwertigsten Animationsstudios erhalten würde. Das Besondere an Pixar war auch, dass sie sich nach ihrem einzigen Sequel im Jahr 1999 "Toy Story 2", welches als eines der besten Sequel's aller Zeiten bezeichnet wird, lieber auf neue Geschichten konzentrierten. Damit waren sie nicht nur am Box Office sehr erfolgreich, sondern wurden in den letzten Jahren auch zum Seriensieger bei den Oscars. Umso überraschender schien daher die Entscheidung, nun doch zu einem dritten Teil von Toy Story zurückzukehren und gleichzeitig Sequels zu Cars und Monster AG anzukündigen. Eine nicht unbedeutende Rolle dürfte dabei gespielt haben, dass von den bisherigen Pixar-Regisseuren nur Pete Docter an einem neuem Projekt arbeitet und die anderen im Moment Live-Action-Projekte planen oder sich komplett auf den Produzentenjob konzentrieren. Im Fall von "Toy Story 3" ist diese Strategie jedenfalls voll aufgegangen und so ist Lee Unkrich's erstes Regiewerk ein wunderbar gefühlvoller Film geworden, der nicht nur wunderbar unterhaltsam geworden ist, sondern den Zuschauer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt, die den perfekten Abschluss der Toy Story - Trilogie markiert.
Als Ausgangspunkt für die Fortführung des Films übernahm Pixar die Idee, das Erwachsenwerden der Kinder zu thematisieren, welches schon im zweiten Teil mit dem großartigen Song "When somebody loves me" in den Mittelpunkt gerückt wurde, und baute dies nun zu einem kompletten Film aus. Andy ist mittlerweile erwachsen geworden und bereitet sich langsam darauf vor, aufs College zu gehen. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass er mit seinen früheren Spielzeugen schon lange Zeit nicht mehr gespielt hat. Langsam steht die Entscheidung bevor, ob er sich von diesen endgültig trennen soll oder ob er sie als Erinnerung an seine Kindheit aufbewahren soll. Er entscheidet sich zwar für letzteres, doch durch einen unglücklichen Zufall geraten sie in den Müll und landen im Kindergarten von Sunnyside, welches als Paradies für Spielzeuge angesehen wird. Deshalb entschließen sich alle Spielzeuge dazu, an diesem Platz zu verweilen, was sich jedoch schon bald als großer Fehler entpuppt. Einzig Woody, der sich vorher von der Truppe verabschiedete, kann diesem entgehen und lernt so das kleine Mädchen Bonnie kennen, die ihn sofort ins Herz schließt und ihren anderen Spielzeugen vorstellt.
Wie die Storybeschreibung bereits erkennen lässt, ist Toy Story 3 kein Film geworden, der sich nur auf eine möglichst große Gagdichte bemüht, sondern auch auf große Emotionen konzentriert. Der Film fängt zwar erstmal mit einer großen Actionsequenz an, sowie einem Erinnerungsvideo aus Andys Kindheit, doch schon schnell stellt sich für die Spielzeuge die Frage, ob man weiterhin bei Andy bleiben soll oder ob man lieber flüchten sollte. Dies führt nämlich schon schnell zu Spannungen zwischen Woody, der weiterhin für Andy dasein möchte, und den restlichen Spielzeugen, die lieber wieder bei Kinder sein möchten, die mit diesen spielen. Es geht also nicht nur um eine heile Welt der Spielzeuge, sondern um die Frage ihre Existenz nachdem ein Kind sie nicht mehr wirklich benötigt. Dies führt insbesondere in der zweiten Hälfte des Films zu einigen wirklich ergreifenden Momenten, die für immer in Erinnerung bleiben, zumal es wirklich wie ein Abschluss der Reihe wirkt und man von den Figuren nun für immer Abschied nehmen muss.
Trotz dieser vielen ernsten Szenen ist Toy Story 3 aber auch immer noch ein Film, der unterhalten möchte. Jedes der Spielzeuge hat immer noch seine ganz eigenen Eigenheiten und diese werden super eingesetzt. Wer Andy's Spielzeuge in den ersten beiden Filmen liebte, wird diese nach diesem Film noch mehr lieben, da sie noch immer so sympatisch sind wie in den beiden Vorgängern. Die Anzahl der Spielzeuge wurde zwar etwas ausgedünnt, aber das ist nicht weiter der Rede wert. Zumindest im Erinnerungsvideo haben die gestrichenen Spielzeuge noch einen kleinen Gastauftritt. Erwähnenswert bleibt aber auch noch der Auftritt von Buzz Lightyear, der im Film plötzlich anfängt, Spanisch zu reden und damit für einige der größten Lacher der ganzen Trilogie sorgt. Aber natürlich gibt es wie in jedem Film der Reihe auch neues Spielzeug. Das absolute Highlight des Films ist dabei die Einführung von Barbie's Traummann Ken, der für die größten Lacher im Film sorgt und dabei wunderbar sein eigenes Image aufs Korn nimmt. Aber auch die Spielsachen bei dem kleinen Mädchen Bonnie, welches im Verlauf des Films eingeführt wird, gibt es einige wirklich tolle Spielsachen, denen aber leider etwas zu wenig Zeit eingeräumt wird. Insbesondere der selbsternannte Charakterschauspieler Mr. Pricklepants kommt etwas zu kurz und im Abspann sieht man auch, dass da noch etwas mehr möglich gewesen wäre. Andere Spielzeuge wurden zwar nicht für große Lacher in die Geschichte eingebaut, sind aber trotzdem wunderbar geschrieben. Insbesondere der Bär Lotso hinterlässt dabei einen bleibenden Eindruck.
Animationsmäßig gibt es wie bei jedem Pixarfilm nicht viel zu meckern. Er sieht super aus und ist eine deutliche Steigerung gegenüber den beiden Vorgängern. Trotzdem bleibt die Gestaltung der einzelnen Figuren immer noch so erhalten wie in den Vorgängern, so dass einem die Veränderungen gegenüber den beiden Vorgängern kaum auffallen, obwohl diese zweifellos da sind. Aber auch in Sachen Action kann man nun noch deutlich mehr aus dem Vollen schöpfen und so kann insbesondere das Finale des Films überzeugen.
Ebenfalls zu loben ist auch wieder die Musik von Randy Newman. Wer die Musik in den ersten beiden Filmen mochte, wird auch hier bestens bedient. Etwas schade ist vielleicht, dass der Film kaum neue Songs bietet, aber solche sollen ja auch nur dann eingebunden werden, wenn sie die Handlung voranbringen. Deshalb waren sie in Teil 3 einfach nicht nötig. Am Anfang erklingt mal wieder "You' ve got a friend in me" und später gibt es nochmal eine spanische Version davon, aber ansonsten gibt es mit "We belong together" nur einen neuen Song im Film, der aber wieder wirklich schön ist.
Toy Story 3 ist jedenfalls der perfekte Abschluss der "Toy Story" - Trilogie und einfach nur ein wunderbar unterhaltsamer Film, der den Zuschauer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt an deren Ende man noch schwerer von den Figuren Abschied nehmen kann als vorher, und einmal mehr ein Beweis für die Magie Pixar's.

1 Kommentar:

  1. Diese Rezension ist das passendste, was ich bisher zu diesem Film gelesen habe! Auch ich habe mir den Film im Kino angesehen und war zu Beginn eigentlich recht skeptisch. Nachdem ich den Kinosaal verlassen hatte, war ich allerdings hin und weg vom neuen Pixar-Meisterwerk. So sehr mitgenommen hat mich bislang noch kein einziger Animationsfilm!

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