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Donnerstag, 12. August 2010

Filmkritik: Der Prinz von Ägypten


Regie: Branda Chapman, Steve Hickner, Simon Wells
Drehbuch: Philip LaZebnik
Musik: Hans Zimmer, Stephen Schwartz
Laufzeit: 99 Minuten
freigegeben ab: 06 Jahren
Trailer: hier

Es war zweifellos eine der größten Hollywoodmeldungen 1994, als bekannt wurde, dass Michael Eisner mit Jeffrey Katzenberg den Mann bei Disney rausgeworfen hat, der für die Renaissance des Zeichentricks Anfang der 90-er mitverantwortlich war und gerade den damals erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten "Der König der Löwen" in die Kinos brachte. Für Katzenberg boten sich jedoch recht schnell neue Möglichkeiten, denn schon bald sollte ihm niemand geringeres als Steven Spielberg vorschlagen, zusammen ein Filmstudio zu gründen, in dem Katzenberg für die Animationsabteilung zuständig sein sollte. Dies war die Geburtsstunde von "Dreamworks Animation", die später einmal durch die Shrek-Reihe weltberühmt werden sollten.
Ihr erstes Projekt bezog sich jedoch einer komplett anderen Thematik. Da damals der Zeichentrick der Computeranimation noch überlegen war, beschloss man bei Dreamworks vorerst zweigleisig zu fahren und so beschloss Katzenberg sich einer Thematik zu widmen, die damals bei Disney noch auf Ablehnung stieß. Er beschloss, die Geschichte Moses und der Befreihung der Sklaven filmisch in einem Zeichentrickfilm umzusetzen. Wer einigermaßen mit der Geschichte vertraut ist, dem dürfte klar sein, dass dies kein leichtes Unterfangen sein würde. Immerhin ist dies eine Geschichte, die die Unterdrückung eines ganzes Volkes beinhalten würde und auch die spätere Befreiung der Sklaven enthält die ein oder andere Szene, die Kinder durchaus überfordern konnte. Doch in "Prinz von Ägypten" werden solche Themen ohne Probleme gezeigt. Natürlich zeigt man nicht die volle Härte bei der Unterdrückung der Sklaven und auch bei der Erstgeborenen-Szene am Ende des Films lässt man lieber Bilder sprechen als das man genau erklärt, was denn da nun genau passiert ist, doch trotzdem richtet sich "Prinz von Ägypten" an ein etwas reiferes Publikum. So gibt es beispielsweise keine tierischen Sidekicks wie in einem Disneyfilm, sondern man konzentriert sich wirklich auf die Personen. In ein paar Szenen merkt man aber natürlich trotzdem, dass man den Film auch etwas auflockern wollte. So gibt es zu Beginn des Films beispielsweise ein Wagenrennen, welches eher zum Protzen gedacht ist als umbedingt die Geschichte voranzutreiben und auch die beiden Magier Hotep und Huy sind ziemliche Klischeefiguren, die nur zur Unterhaltung in den Film integriert wurden.
Nicht verzichten wollte man hingegen auf Songs, da diese damals ja noch zu jedem Animationsfilm dazugehörten und so verpflichtete man Hans Zimmer, der schon für "König der Löwen" einen Oscar erhielt, für den Score, sowie Stephen Schwartz, der mit Pocahontas und "Der Glöckner von Notre-Dame" auch schon einige Disneyfilme vertonte, für die Songs. Zimmers Score ist wie bei so ziemlich jedem Animationsfilm richtig gut und auch die Songs stehen jenen aus dem Hause Disney in nichts nach, zumal sie meist sehr dramatisch rüberkommen und mit Ausnahme des Songs der beiden bereits genannten Magier auch stets die Geschichte weiterbringen. Am meisten in Erinnerung bleiben dabei sicherlich die Songs "Deliver us", sowie "When you believe", aber auch sonst hört man den markanten Stil von Stephen Schwartz immer sehr schön raus, der dann ja auch mit einem Oscar belohnt wurde.
Animationsmäßig braucht sich der Film aber auch nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Die Animation der Figuren ist zwar nichts allzu besonderes und steht denen von Disney etwas nach, aber insbesondere was Hintergründe und die Verknüpfung von tradionellen und moderner Filmtechnik betrifft, braucht sich der Prinz nicht zu verstecken. Die Computereffekte werden behutsam in den Film integriert und sorgen für einige wirklich tolle Sequenzen. Insbesondere das Ende wirkt dadurch sehr spektakulär und wäre ohne die Hilfe des Computers wohl nie so imposant in Erinnerung geblieben. Aber auch das damalige Ägypten sieht toll aus und kann sich auch 10 Jahre später noch sehen lassen, was nicht bei allen Animationsfilmen der damaligen Zeit der Fall ist.
Ebenfalls erwähnenswert ist auch der beeindruckende Voice-Cast des Streifens, der Dreamworks-typisch mit reichlich Hollywoodstars besetzt wurde. Damals setzte man jedoch noch deutlich mehr auf schauspielerisches Talent und nicht umbedingt auf seinen Bekanntheitsgrad. Natürlich ist es immer noch ein fragwürdiges Unterfangen, wenn man Amerikaner und Engländer einen Film synchronisieren lässt, der eigentlich über Ägypten handelt, aber zumindest Val Kilmer und Ralph Fiennes in den beiden Hauptrollen sind top besetzt und auch Michelle Pfeiffer spielt einen überzeugenden Part. Einzig Sandra Bullock wirkt etwas fehlbesetzt und klingt allgemein zu mädchenhaft. Über Steve Martin als Magier Hotep lässt sich hingegen wenig sagen, da die Rolle zu klein ist und auch ohne seine Stimme zu den wenigen Minuspunkten des Films zählen würde.
"Der Prinz von Ägypten" ist jedenfalls einer der reifesten Zeichentrickfilme überhaupt und kann darüber hinaus auch wunderbar unterhalten. Die Animationen bewegen sich dabei auf konstant hohem Niveau und hätte der Beginn einer großen Zeichentricktradition in den Dreamworks-Studios bedeuten können, zu der es leider nie kam. Der Film selbst ist aber trotzdem ein Highlight, welches nicht in Vergessenheit geraten sollte.

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