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Mittwoch, 25. August 2010

Filmkritik: Die Legende von Aang


Regie: M. Night Shyamalan
Darsteller: Noah Ringer, Dev Patel, Nicola Patel
Drehbuch: M. Night Shyamalan
Musik: James Newton Howard
Laufzeit: 103 Minuten
freigegeben ab: 6 Jahren
Trailer: hier

1999 war ein außergewöhnliches Jahr für M. Night Shyamalan. Mit seinem Mysterythriller "The Sixth Sense" spielte er nicht nur sensationelle 670 Millionen Dollar weltweit ein, sondern wurde gleichzeitig auch noch als bester Regisseur und Drehbuchautor für einen Oscar nominiert. Syhamalan war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 29 Jahre alt und die Kritik bezeichnete ihn schon als kommenden Spielberg. Diesen Ruf konnte Shyamalan anfangs auch noch gerecht werden. Es folgte der finanziell etwas enttäuschende Unbreakable, sowie der sehr erfolgreiche Signs, die beide wohlwollend von der Kritik aufgenommen wurden. Der erste größere Bruch gab es dann mit "The Village", der zwar an der Kinokasse noch sehr solide lief, aber von seinen Fans eher verhalten aufgenommen wurde. Wirklich schlimm wurde es jedoch erst mit seinem Nachfolgewerk "Lady in the water". Seinem bisherigen Produktionspartner Disney war das Drehbuch nicht gut genug und so wanderte Shyamalan erstmals zu einem Konkurrenzstudio. Bei Warner wurde dieser dann auch sofort angenommen, doch der Film enttäuschte an den Kinokassen und auch filmisch standen am Ende zwei goldene Himbeeren für den schlechtesten Regisseur und den schlechtesten Nebendarsteller, da er sich auch als Schauspieler versuchte. Sein Nachfolgewerk "The Happening" lief dann an den Kinokassen zwar wieder etwas besser, doch auch diesesmal konnte er seine Kritiker nicht verstummen lassen und so musste schnellstens ein Imagewechsel her. Nachdem seine bisherigen Werke immer im Mysterygenre verwurzelt waren, sollte sich Shyamalan diesesmal einem völlig anderen Genre zuwenden, nämlich einer Live-Action-Adaption der sehr beliebten Fernsehserie "Avatar-Der Herr der Elemente". Aufgrund der Namensähnlichkeit mit dem Cameron-Film kam dieser jetzt mit dem Titel "Die Legende von Aang" in die Kinos, in dem sich Shyamalan dem ersten Buch der Serie widmete.
Erzählt wird die Geschichte einer Welt in der es mehrere Bevölkerungsgruppen gibt. Diese haben alle eine besondere Fähigkeit, denn etweder können sie Luft, Wasser, Erde oder Feuer bändigen. Doch einzig der Avatar kann alle vier auf einmal bändigen und darüber hinaus auch noch in eine Art Geisterwelt überwechseln. Leider ist der Avatar jedoch seit 100 Jahren nicht mehr gesehen worden und so gibt es immer wieder Kriege zwischen den verschiedenen Nationen, wobei insbesondere die Leute des Feuers für Aufruhr sorgen.
Für einen Fantasyfilm ist das eine durchaus gute Ausgangslage, doch leider nutzt der Film das Potential nicht wirklich aus. Die Suche nach dem verschwundenen Avatar wird bereits in den ersten Minuten geklärt und auch danach geht alles immer recht schnell voran. Kaum ist der Avatar erwacht, kommen auch schon die ersten Feuerleute um ihn gefangen zu nehmen, da diese seine Macht fürchten. Danach entwickelt sich das immer mehr zur Schnitzeljagd in der jeder mal den Avatar gefangen nehmen will, damit dieser kurz darauf auch wieder entfliehen kann. Dabei kommen ihm immer wieder verschiedene Personen zur Hilfe.
An diesen Personen krankt der Film jedoch am meisten. Aang ist natürlich der große Messias, der alles ins Gleichgewicht rücken soll. Doch leider bekommt man zu ihm keinen wirklichen Zugang. Er wirkt teilweise ziemlich arrogant und vorlaut. Das er sich wirklich für die Menschen einsetzen will, merkt man jedoch zu kaum einer Sekunde. Ihm zur Seite stehen ihm noch Katara und ihrer Bruder. Während Katara eine Art gute Seele darstellt (deren Rolle zum Ende hin aber immer unwichtiger wird), tritt ihr Bruder hingegen kaum in Aktion. Es gibt kaum einen Dialog, der seine Figur einem näher bringt und so bleibt dieser ziemlich eindimensional und wenn er dann in der zweiten Hälfte mal was sagen darf, dann fühlt man überhaupt nicht mit seinem Charakter mit.
Aber auch auf der bösen Seite sieht es nicht wirklich besser aus. Mit David Patel sehen wir den "Slumdog Millionär"-Star erstmals in einer großen Blockbusterproduktion. Während er in Slumdog noch den lieben Jungen spielte, muss er diesesmal den Part des Bösewichts mimen. Ob dies jedoch eine gute Entscheidung war, muss wohl kräftigst hinterfragt werden. Am Anfang spielt er diesen nämlich komplett überzogen und auch zum Zeitpunkt, wenn man etwas mehr über seine Beziehung zu seinem Vater erfährt, merkt man kaum Regungen im Schauspiel Patels. Das er sich ständig hinter einer Kaputze versteckt, macht das Ganze natürlich nicht besser. Patel ist jedoch nicht der einzige Charakter auf der bösen Seite. Da haben wir auch noch seinen Vater, der von Cliff Curtis gespielt wird. Dieser hält sich in diesem Teil zwar noch zurück, aber seine Rolle würde in eventuellen Sequels sicherlich noch bedeutungsvoller werden. Wirklich interessant wirkte seine Rolle in diesem Film aber nicht. Das Gleiche gilt auch für den Onkel von Patels Rolle, der diesem als eine Art Mentor zur Seite steht. Doch auch hier wirken viele der Dialoge ziemlich hölzern und bedeutungsschwanger.
Die Gründe für die eher langweiligen und klischeehaften Charaktere sind aber nicht nur bei den Schauspielern zu suchen, sondern auch an dem Tempo, mit dem Film voranschreitet. Man hat beispielsweise nie das Gefühl, dass man an einem Ort wirklich lange verweilt. Die Geschichte schreitet im Eiltempo voran, so dass sämtliche Stationen des ersten Buches der Serie auch wirklich abgearbeitet werden. Dadurch entstehen jedoch auch viele Logiklücken, so dass einem die Geschichte irgendwann auch egal wird. Wer überleben wird, ist ja zum Großteil eh vorherzusehen. Deshalb muss man sich auch fragen, wieso man den Film mit einer vergleichsweise kurzen Laufzeit von 103 Minuten in die Kinos brachte, wo doch schon "Der goldene Kompass" und "Eragon" genau daran krankten und Avatar, Harry Potter und Herr der Ringe bewiesen haben, dass Zuschauer auch mal 150 Minuten und länger im Kino verweilen können. Dann hätte man sich viele Probleme des Films ersparen können.
Man sollte jetzt aber nicht zu hart mit dem Film ins Gericht gehen und alles schlecht machen. Optisch ist der Film nämlich sehr schön anzuschauen, wobei James Newton Howard mit seiner Musik auch einen nicht unbedeutenden Beitrag dazu leistet. Wenn nämlich mal nicht gesprochen wird und man einfach nur den Landschaftsaufnahmen von Kameramann Andrew Lesnie (Der Herr der Ringe) folgt und der passenden Musik dazu, dann entsteht eine wirklich epische Breite, die der Film auch verdient hat. Dies wird insbesondere im Finale deutlich und so wünscht man sich, dass man mit der Geschichte wirklich mitfühlen hätte können. Die Spezialeffekte sind dabei auf solidem Niveau. Sie sind zwar nicht immer qualitativ hochwertig, aber geben insgesamt doch ein positives Bild ab.
Nach dem Finale ist dann übrigens recht schnell Schluss, aber man bekommt auch noch eine kurze Vorschau auf den geplanten zweiten Teil, der nach dem eher mäßigen Einspiel des ersten Teils aber eher unwahrscheinlich ist und somit eine Fantasyreihe mal wieder ohne wirkliches Ende darsteht. Ob man darüber nun froh sein soll oder nicht, ist nur schwer zu beantworten. Der Film ist ja nicht schlecht und das Potential der Vorlage wird auch im Film durchaus deutlich, doch leider hat man das in einem viel zu kurzen Film erzählen wollen, so dass die Schauspieler einfach keine Bindung zu ihren Charakteren finden wollen und auch so alles relativ schnell abgearbeitet wird. An Optik und Ausstattung gibt es hingegen nicht viel auszusetzen und so ist "Die Legende von Aang" in erster Linie ein Film der vergebenen Möglichkeiten.

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