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Mittwoch, 6. Januar 2010

Im Winter ein Jahr


Regie: Caroline Link
Darsteller: Karoline Herfurth, Josef Bierbichler, Corinna Harfouch, Hanns Zischler
Drehbuch: Caroline Link
Musik: Niki Reiser
Laufzeit: 123 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Der deutsche Film wird ja von vielen Leuten kritisch gesehen und wenn mal ein deutscher Film Erfolge an den Kinokassen feiert, dann ist es entweder eine Komödie der üblichen Verdächtigen wie Bully, Otto oder Till Schweiger oder Bernd Eichinger lässt seine neue etwas teuere Romanverfilmung auf die Kinolandschaft los. Ich will dies auch keineswegs kritisieren, denn alle eben genannten Leute haben durchaus schon gute Leistungen hervorgebracht. Etwas schade finde ich hingegen, dass kleine Dramen aus Deutschland dann etwas übergangen werden, denn auch da hat Deutschland einiges zu bieten. Denn wenn man schon in Sachen Budget nicht mit Amerika konkurrieren kann, so können zumindest kleinere Filme durchaus Anklang finden. Dazu gehört auch der letzte Film von Caroline Link "Im Winter ein Jahr". Die Regisseurin hatte vorher ja schon mit "Nirgendwo ein Afrika" einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhalten und auch ihr neuestes Werk enttäuscht da nicht. Genaugenommen bin ich von diesem Film spontan sogar noch etwas mehr angetan, wenngleich beides ausgesprochen gute Filme sind.
Erzählt wird hier die Geschichte einer jungen Frau Lilli (Karoline Herfurth), die vor einem Jahr ihren Bruder verloren hat. Ihr Mutter (Corinna Harfouch) möchte nun, dass sie und ihr Bruder auf einem gemeinsamen Gemälde verewigt werden und so beauftragt sie den Zeichner Max (Josef Bierbichler) ein Porträt der Beiden zu zeichnen. Daraufhin muss Lilli mehrmals zu diesem Maler hin, der viele Dinge aus ihrer Vergangenheit erfahren muss. Allerdings ist es nicht besonders leicht, durch sie durchzudringen, doch langsam aber sicher öffnet sie sich ihm.
Natürlich gab es schon den ein oder anderen Film in dem sich ein älterer Mann um eine recht junge Frau gekümmert hat, die etwas vom richtigen Weg abgekommen ist. Doch es gibt nicht viele Filme in denen es so überzeugend rübergebracht wird wie in diesem hier. Der Film beantwortet zwar bewusst nicht alle Fragen, doch erfährt man nach und nach immer wieder wichtige Dinge aus Lillis Vergangenheit und auch der von Max. Man merkt langsam welche Bedeutung der Tod des Bruders für die einzelnen Familienmitglieder hat und wie diese mit diesem umgehen. Am Überzeugensten fällt dies natürlich bei der Hauptdarstellerin des Films Lilli auf, da der Film fast komplett ihr gewidmet ist. Dies hat aber auch zur Folge, dass die Geshichten bei den anderen Familienmitgliedern und auch Max etwas herangeklatscht wirkt und auch nicht mehr wirklich neu sind. Entweder hätte man hier auch diesen Themen mehr Bedeutung zumessen müssen oder man hätte sie einfach weglassen können, denn sie bringen den Film nicht wirklich voran. Dafür ist der Part von Lilli selbst umso interessanter.
Dies verdankt der Film aber auch der grandiosen Besetzung im Film. Karoline Herfurth dürfte den meisten Leuten bislang nur in leichten Komödien oder ihrer Minirolle in "Das Parfum" ein Begriff sein, doch bewerkstelligt sie hier den Schritt ins ernste Fach problemlos, was auch ein großer Dienst von Josef Bierbichler ist. Dieser muss zwar nicht viel mit der Mimik spielen, aber seine ruhige und leicht bayrische Eigenart passt einfach perfekt zum Film. Sehr gut aufgefüllt wird der Cast dann auch mit Corinna Harfouch und Hanns Zischler als Lillis Eltern, selbst wenn diese etwas mehr im Mittelpunkt hätten stehen können.
Aber natürlich verdient auch Caroline Link als Regisseurin ein großen Verdienst an diesem Film und zeigt deutlich, dass deutsches Kino gar nicht so bieder sein muss. Oftmals lässt sie einfach nur Bilder sprechen oder verbindet dies mit anderen Dingen wie einem Tanz oder Klavierspiel, was der Melancholie des Films zu gute kommt. Dabei profitiert der Film aber auch nochmal von Karoline Herfurth, die diese schwierigen Dinge perfekt meistert und nur beim Singen von jemanden ersetzt werden musste. In ein paar Szenen ist Link dann aber auch sehr nah am Kitsch dran, was insbesondere die Anfangsszene als auch die Szene ganz am Schluss betrifft. Mich persönlich hat das aber fast schon ein wenig an Tim Burton bzw. amerikanische Filme allgemein erinnert und ich mag solche Szenen allgemein sehr gerne, von daher würde ich da nicht meckern. Außerdem sollte der Film anfangs ja wirklich in Amerika realisiert werden, was dann aber an der Budgetplanung und auch Streitigkeiten bezüglich der Darstellerbesetzung scheiterte.
Im Nachhinein entpuppte sich dies jedoch als Glücksfall. Denn auch wenn der Film auf einem amerikanischen Buch basiert, so passt die europäische Kulisse perfekt zur Story, welche auch dank der beiden Hauptdarsteller zu einem kleinen, ruhigen und doch sehr interessanten Film avancierte. Solche Filme sollte es in Deutschland öfter geben, denn solche können auch ohne großes Budget wunderbar funktionieren.

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