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Montag, 6. September 2010

Filmkritik: Der mit dem Wolf tanzt


Regie: Kevin Costner
Darsteller: Kevin Costner, Mary McDonnell, Graham Greene
Drehbuch: Michael Blake
Musik: John Barry
Laufzeit: 236 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

Es gibt wohl kaum ein Genre, welches eine so lange Geschichte aufweisen kann wie der Western. Immerhin wurden durch ihn Leute wie Sergio Leone oder Clint Eastwood berühmt. Im heutigen Hollywood ist der Western jedoch nur noch eine kleine Randerscheinung, in der sich gelegentlich mal gelungene Vertreter wie "3:10 to Yuma" oder "Open Range" hervortun. In einer ähnlichen Situation befand man sich auch schon Anfang der 90er, in der keiner mehr dem Genre so wirklich Glauben schenken wollte. Dies hinderte Schauspieler Kevin Costner jedoch nicht daran mit "Der mit dem Wolf tanzt" den gleichnamigen Roman von Michael Blake zu verfilmen und in ein dreistündiges Epos zu verwandeln. Von der Kritik zunächst recht skeptisch betrachtet, wurde dieser am Ende gefeiert und entwickelte zum absoluten Abräumer der Oscarverleihung 1991. Dies gab Kevin Costner dann auch die Möglichkeit, sein sowieso schon langes Epos auf knapp 4 Stunden in einer Langfassung auszudehnen.
Der Film selbst handelt von dem Bürgerkriegshelden John Dunbar, der sich dazu entschließt, den Westen Amerikas kennenzulernen und dabei auf einen Indianerstamm trifft, dessen Lebensart er schon bald zu schätzen weiß. Gleichzeitig wird ihm aber auch bewusst, dass seine ehemaligen Soldatenfreunde die Existenz des Stammes zu bedrohen scheinen.
"Der mit dem Wolf tanzt" nun als einfachen Western dazustellen, würde dem Film wohl nicht gerecht werden. Während es in den 70ern und 80ern nämlich meist um harte Kerle und coole Schießereien ging, ist dieser Film hier eher eine Geschichte, die das Zusammenwachsen zweier unterschiedlicher Welten demonstriert und dabei insbesondere in der Langfassung sehr ruhig erzählt wird. Natürlich gibt es auch mal die ein oder andere Actionsequenz, aber der Großteil des Films besteht aus dem einfachen Leben in der Natur oder aus Gesprächen zwischen den Indianern und Dunbar. Das führt zwar auch zu der ein oder anderen Länge, aber insgesamt sind die Dialoge wunderbar geschrieben, so dass man diesen gerne folgt.
Weiterhin bleibt anzumerken, dass Costner auch nicht davor zurückschreckt, die eigene Vergangenheit Amerikas anzuprangern. Insbesondere die damaligen Nordstaaten werden in ein eher negatives Licht gerückt, da diese die Ausrottung einer ganzen Kultur zu verantworten haben, was insbesondere durch eine Texteinblendung am Ende des Films deutlich wird.
Schauspielerisch braucht sich der Film aber auch nicht zu verstecken. Für die Darsteller des Films gab es zwar keinen einzigen Oscar, doch hing dies eher mit der großen Konkurrenz im Jahr 1991 zusammen als nun mit den Darstellern. Kevin Costner in der Hauptrolle ist jedenfalls sehr gut und auch Mary McDonnell kann als Sympatiefigur überzeugen. Das schauspielerische Highlight bildete aber Graham Greene als Stammesführer der Indianer.
Ansonsten ist "Der mit dem Wolf tanzt" aber auch ein Film, der durch seine grandiose Optik bestechen kann. Insbesondere die Kameraarbeit von Dean Semler ist hier zu erwähnen, der den Film dank seiner Landschaftsaufnahmen wie ein großes Epos wirken lässt und auch die wenigen Actionszenen fühlen sich entsprechend groß an. Passend dazu gibt es auch einen wunderbaren Score von John Barry, der mit einem wunderschönen Hauptthema aufwarten kann.
Alles in allem ist der Film für all jene zu empfehlen, die sich für die Geschichte und Kultur der Indianer interessieren und auch kein Problem damit haben, dass ein Western mal nicht nur aus Schießereien besteht. Darüberhinaus ist der Film aber auch ein wunderbar inszenierter Film, der schauspielerisch und musikalisch einige Akzente setzen kann.

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