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Dienstag, 16. August 2011

Filmkritik: The Illusionist


Regie: Sylvain Chomet
Drehbuch: Jacques Tati, Sylvain Chomet
Musik: Sylvain Chomet
Laufzeit: 80 Minuten
Trailer: hier

Während in Hollywood von den großen Studios wie Disney, Dreamworks, Universal oder Warner größtenteils computeranimierte Filme produziert werden, die gut und gerne mal deutlich über 100 Millionen kosten können, halten andere Länder immer noch am guten, alten Zeichentrick fest, einer Kunstform, die deutlich mehr Beachtung genießen sollte. Einer der bekanntesten Vertreter dieser Art ist Sylvain Chomet, der bereits 2003 mit "Das große Rennen von Belleville" eine Oscarnominierung erhalten hat. Es sollte jedoch ganze 7 Jahre dauern bis er mit "Der Illusionnist" sein Nachfolgewerk präsentieren konnte, welches auf einem Drehbuch des in Frankreich berühmten Jacequs Tati basierte, welcher bereits in den 80-ern verstorben ist.
Erzählt wird die Geschichte eines Illusionisten, der Ende der 50-er immer mehr Probleme damit bekommt ein Publikum zu finden, da sich die Leute immer mehr moderneren Sachen wie Rockband's widmen. Dies führt letztendlich auch dazu, dass der Illusionist immer wieder neue Städte bereisen muss um sein Publikum zu finden. Dort trifft er auch auf ein Mädchen namens Alice, welches diesen total bewundert und vom Illusionisten immer wieder beschenkt wird. Zusammen bilden diese schon bald eine Wohngemeinschaft, doch einige Probleme kehren trotzdem immer wieder zurück.
Die Geschichte einer alternden Person, die nicht mehr an die moderne neue Zeit anschließen kann, gibt es sicherlich zu Genüge. Dies ändert jedoch nichts daran, dass Chomet's neuester Streifen trotzdem seinen ganz eigenen Stil entwickeln kann. Dies liegt in erster Linie sicherlich am gewählten Medium, denn selten harmonieren Story und Animation so perfekt wie in diesem Streifen. Chomet versteht es nämlich perfekt, sämtliche Vorteile eines Animationsfilms perfekt auszunutzen. So verzichtet der Film beispielsweise fast komplett auf Dialog und setzt diesen nur in ganz wenigen Szenen ein. Selbst dann besteht dieser nur aus ganz wenigen Worten und diese sind dann auch recht einfach gehalten. Stattdessen lässt Chomet lieber die Bilder für sich alleine sprechen.
Dabei schafft es Chomet auch perfekt, sich von anderen Zeichentrickfilmen stilistisch deutlich abzuheben. Die Figuren sind zwar längst nicht so perfekt gezeichnet wie in einem Disney- oder Studio Ghibli - Film, besitzen aber trotzdem ihren ganz eigenen Charme. Aber auch die Animation der Städte oder Landschaftsaufnahmen sind gestalterisch hervorragend und zeigen, wie wundervoll Zeichentrick doch aussehen kann.
Doch Animation alleine macht noch lange keinen großartigen Film. Dies liegt nämlich in erster Linie immer noch an der Geschichte. Wie bereits erwähnt ist die Geschichte nicht komplett neu, doch selten wurde diese so hervorragend vorgetragen wie in diesem Film. Die Figuren reden zwar relativ wenig, doch trotzdem kann man sich wunderbar in die Figuren hineinversetzen. Man leidet mit dem Illusionisten, wenn man sieht, wie er sich immer mehr primitiveren Jobs zuwenden muss um überhaupt Geld zu verdienen und gleichzeitig schließt man Alice in sein Herz, da diese diesen immer wieder aufmuntert. Auch hat der Film mit seinen 80 Minuten die perfekte Länge um nie langweilig zu wirken. Das Ende wird dabei sicherlich auch die ein oder andere Person traurig machen.
Neben seiner Arbeit als Regisseur hat sich Chomet auch wieder für den Soundtrack des Filmes verantwortlich gezeichnet. Dieser ist zwar größtenteils recht ruhig, unterstützt die Atmosphäre des Filmes aber ungemein.
Chomet's neuester Film ist alles in allem ein Musterbeispiel dafür, wozu Animation und insbesondere der Zeichentrick alles in der Lage ist. "Der Illusionist" kann auf fast allen Ebenen berühren ohne dabei sonderlich viele Worte zu verlieren oder eine komplett neue Geschichte zu erzählen. Die Charaktere sind wunderbar geschrieben und die Animation ist einfach atemberaubend. Ein wunderbarer Film über das Leben.

Anmerkung: Die Kritik erfolgte anhand der französischen Blu-Ray, da ein Kino- oder DVD-Start in Deutschland leider immer noch in den Sternen steht.

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