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Sonntag, 22. Mai 2011

Filmkritik: Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten


Regie: Rob Marshall
Darsteller: Johnny Depp, Penélope Cruz, Geoffrey Rush, Ian McShane
Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio
Musik: Hans Zimmer
Laufzeit: 137 Minuten
freigegeben ab: 12 Jahren
Trailer: hier

"Pirates of the Caribbean" war eine der größten Boxoffice-Überraschungen des letzten Jahrzehnts. Da Disney im Moment etwas arm an wirklich erfolgreichen Franchises ist, war es da nur eine Frage der Zeit, bis endlich ein vierter Teil in den Kinos erscheinen würde. Problematisch war dabei einzig die Frage, wer denn für einen vierten Teil zurückkehren würde. Keira Knightley sagte frühzeitig, dass sie an keinem weiteren Teil interessiert sei, was zwangsläufig auch das Ende für ihren Leinwandpartner Orlando Bloom bedeutete. Ein anderes Problem stellte sich allerdings auch bei der Regie, da Gore Verbinski nach dem dritten Film der Meinung war, dass er gerne mal etwas Neues ausprobieren würde. Dies alles stand einem vierten Teil aber nie wirklich im Wege, da der eigentliche Star des Films Johnny Depp immer wieder verlauten ließ, dass er seinen Charakter Jack Sparrow so gerne mag, dass er ihn auch 6 oder 7 mal spielen würde. Grund genug für Produzent Jerry Bruckheimer eine Crew für Teil 4 zusammenzustellen. Als Regisseur verpflichtete man "Chicago"-Regisseur Rob Marshall, der gleich seine "Nine"-Darstellerin Penelope Cruz als neue Frau an der Seite von Jack Sparrow mitbrachte.
Die Prämisse für den Film war dabei eindeutig. Auch wenn die Fortsetzungen gutes Geld in die Kinokassen spülte, so ist auch Disney nicht entgangen, dass sie dabei beim Publikum nicht nur lobende Worte erhielten. Die Story war vielen Leuten einfach zu wirr und der Film driftete auch immer mehr ins Fantasygenre ab. Teil 4 sollte nun wieder mehr das Piratengenre in den Vordergrund rücken und so entwickelte man eine Abenteuergeschichte rund um die Quelle der Jugend, die einem ein verlängertes Leben gibt und einer anderen Person dieses nimmt. Dabei kreuzen sich Jack's Wege diesesmal mit einer alten Geliebten und er trifft erstmals auch auf den gefürchteten Piraten Blackbeard.
Während die Geschichte der beiden Vorgänger vielen Leuten zu wirr war und viele auch nicht damit klarkamen, dass sich die Geschichte über zwei Filme erstreckte, kann man beim vierten Teil beruhigt aufatmen. Die Story verläuft stets linear und es ist immer klar, was die Charaktere wirklich wollen. Allerdings ist der Film dadurch nicht frei von Makeln. Durch die vereinfachte Figurenkonstellation gibt es auch ein paar Probleme. Der Film ist nicht mehr als ein einziges Gehüpfe von einem Ort zum anderen, ohne dabei vorgeben zu wollen, besonders clever sein zu wollen. Dies fällt insbesondere bei der Suche nach der Quelle der Jugend am Ende des Films auf. Es gibt keine Geheimnisse, die entschlüsselt werden müssen und irgendwie weiß jeder genau, wo sich diese doch befindet.
Probleme tun sich aber auch darin auf, wenn es darum geht, neue Charaktere in die Geschichte einzubinden. Während Penelope Cruz ein echter Zugewinn ist und McShane einen soliden, wenn auch den bislang schwächsten, Pirates-Bösewicht gibt, stört insbesondere die Liebesgeschichte eines Priesters mit einer Meerjungfrau, die hölzerner nicht hätte geschrieben werden können. Allerdings muss man hier auch erwähnen, dass die beiden Personen erst sehr spät in der eigentlichen Handlung auftauchen und selbst dann einfach zu wenig Spielraum haben als das sich die Geschichte wirklich entfalten könnte. Es bleibt aber zu hoffen, dass man in möglichen Fortsetzungen noch etwas an dieser Liebesgeschichte pfeilt. Etwas unnötig war hingegen die Einbindung von spanischen Seemannsleuten, da diese die Story nicht wirklich nach vorne bringen konnten und den Film eher in die Länge zogen als das sie die Geschichte wirklich vorantreiben konnten. Die Zeit hätte man auch besser investieren können.
Was den Film abermals sehenswert macht, sind jedoch die Figuren, die zurückkehren. Bei Captain Jack Sparrow wandelt man mittlerweile auf einem schmalen Grad zwischen Albern und Genial, der auch im vierten Teil mal stark in die eine und dann in die andere Richtung tangiert. Wirklich stark hingegen ist erneut Geofrey Rush als Barbossa, der den Film immer gleich um zwei Klassen hebt, wenn er auf der Leinwand erscheint. Das Einzige, was ihm fehlte ist ein wirklich starkes Motiv, wieso er diese Reise überhaupt antrat. Ansonsten kann man sich aber auch wieder über Jack's alten Freund Gibbs freuen, der ebenfalls zu den Qualitätsmerkmalen des Franchises zählt.
Eine große Frage bestand natürlich auch darin, wie sich der Regiewechsel bemerkbar machen würde. Hier wird man wohl keine allzu großen Unterschiede ausmachen können. Verbinski verstand es möglicherweise noch etwas besser, Action mit Humor in Einklang zu bringen, aber auch Marshall liefert für seinen ersten großen Blockbuster durchaus ordentliche Arbeit ab. Insbesondere eine Verfolgungsjagd durch London ist dabei wunderbar witzig geraten. Aber auch eine Passage mit Meerjungfrauen gehört zu den Highlights des Films und auch das Finale ist tricktechnisch sehr gelungen. Wenn man etwas bemängeln kann, dann ist es wohl die Tatsache, dass sich der Part in London am Anfang des Films etwas zu sehr dem Part in Port Royal im ersten Teil ähnelt und auch beim Finale der erste Teil Pate stand. Da hätte man sich ruhig ein paar frischere Ideen überlegen können. Unterhaltsam ist es aber trotzdem.
Diese Tatsache spielt sich dann auch in der Musik von Hans Zimmer wieder. Seine Musik zu den "Pirates of the Caribbean"-Film gehört sicherlich zu den stärksten Arbeiten seiner Karriere. Im vierten Teil verpasst er es nun jedoch, wirklich neue Themen einzubringen und versucht stattdessen so viel Musik wie möglich aus den Vorgängern zu recyceln, egal wie perfekt diese Musik nun zu der jeweiligen Szene passt. Aufgrund des großen Ohrwurmcharakters der Musik wird man sich darüber nicht wirklich beschweren, aber es wäre schön, wenn man auch mal wieder ein paar frischere Töne hören würde.
"Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" ist sicherlich nicht der beste Film der Reihe, aber wer sich an Captain Jack Sparrow immer noch nicht sattgesehen hat, der wird auch hier seine Freude haben und darauf hoffen, dass die bereits angekündigten Fortsetzungen der ganzen Story noch etwas mehr Feinschliff geben können, damit auch die neue Trilogie genauso unterhaltsam werden kann wie es die alte bereits war.

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