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Donnerstag, 30. Juni 2011

Jahrersrückblick: 1. Kinohalbjahr 2011


Ein halbes Jahr ist nun schon wieder rum und so wird es Zeit, mal wieder auf die bisherigen Filme des Jahres zurückzublicken. Es sind bereits einige wirklich tolle Filme in den Kinos angelaufen. Genauso gut gab es aber auch ein paar Enttäuschungen, die hier ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollen. Wie gewohnt wird deshalb dieser Artikel in drei Abschnitte mit den Highlights, den soliden Filmen und den Enttäuschungen unterteilt.

1. Highlights und gute Filme

Bei den Highlights ist es wohl am sinnvollsten, wenn wir mit den Oscarfilmen dieses Jahres anfangen und erwähnen, welche mir davon besonders gut gefallen haben, da diese Oscarsaison wohl zu den stärksten der Academy gehört. Mein persönlicher Liebling ist dabei ohne Zweifel Biutiful, dem neuesten Regiewerk von Alejandro González Iñárritu. Da der Film komplett in spanisch gefilmt wurde, schaffte es der Film zwar nicht in die Kategorie der besten Filme und ging leider auch in der Kategorie für den besten fremdsprachigen Film leer aus, doch was Inarritu hier für einen tolles Drama ablieferte, sollte nicht unerwähnt bleiben. Javier Bardem ist als Hauptdarsteller schlichtweg grandios und mit seiner Laufzeit von stolzen 148 Minuten nicht gerade kurz, doch langweilig ist der Film nie, die Dialoge grandios und es gibt einige wirklich interessante Twists in der Geschichte, so dass einem die Laufzeit nie zu lang vorkommt. Auf DVD empfehle ich jedem, sich diesen Film mal anzusehen.
Der Film, der dieses Jahr bei den Oscars jedoch ganz groß abgeräumt hat, ist zweifellos Tom Hooper's "The King's Speech", ein wunderbar gespieltes Drama über König George VI, der unter anderem die Preise für den besten Film, die beste Regie und den besten Hauptdarsteller mit nach Hause nehmen konnte. Schauspielerisch war der natürlich bärenstark und Colin Firth gewann verdient seinen Oscar. Etwas schade ist allerdings, dass Geofrrey Rush hingegen leer ausging, was aber eher auf bärenstarke Konkurrenz zurückzuführen ist als das die Academy ungerecht wäre (dafür gibt es andere Kategorien). Jedenfalls war das Schauspiel der Beiden ganz großes Kino und auch inszenatorisch ist der Film extrem gut gelungen, da es eine extrem schwierige Aufgabe ist, Komödie mit Drama zu verbinden, was Hooper vorzüglich gelang. Ob er dafür aber den Oscar verdient hatte, darüber lässt sich streiten. Es ist Hooper sicherlich zu gönnen, doch wenn alte Regie-Veteranen wie David Fincher für einen ähnlich starken Film leer ausgehen, dann ist dies auch immer mit einer Träne versehen.
Ebenfalls zur ersten Oscarnominierung reichte es für Darren Aronofsky mit seinem Ballett-Film "Black Swan", der gleichzeitig aber auch wieder ein grandios gespieltes Psychodrama mit einer hervorragenden Natalie Portman darstellte. Portman gewann dann auch verdient den Oscar, was mich sehr gefreut hatte, da sie zu meinen absoluten Lieblingsschauspielerinnen gehört. Der Film selbst ist aber auch sehr stark, selbst wenn er sich am Ende etwas zieht.
Die beiden letzten Oscar-Nominee's, die in der Kategorie zu nennen sind, sind der Western "True Grit", sowie das Box-Drama "The Fighter", welche durch das grandiose Schauspiel von Jeff Bridges und Christian Bale punkten können, aber auch inhaltlich durchaus etwas zu bieten hatten. Inszenatorisch sind sie ebenfalls verdammt gut, so dass man zwar noch immer traurig sein kann, dass Christopher Nolan nicht für die beste Regie nominiert wurde, aber zumindest über die Nominierten nicht allzu sehr lästern kann.
Ein Film, der schon letztes Jahr eine Oscarnominierung verdient hätte, jedoch leider komplett übersehen wurde, ist das Kriegsdrama "Brothers", in der ein Ehemann verstört aus dem Krieg zurückkehrt. Der Film kann dank Tobey Maguire, Jack Gyllenhaal und Natalie Portman mit einer verdammt guten Besetzung aufwarten und geht dabei ungemein unter die Haut. Ich empfehle jedem, dem Film auf DVD oder Blu-Ray mal eine Chance zu geben, denn schauspielerisch ist der Film verdammt stark und gefällt mir auch deutlich besser als der letztjährige Gewinner "Tödliches Kommando", der ja auch ein Kriegsdrama darstellte.
Wenn wir schon bei Jack Gyllenhaal sind, so können wir auch gleich über das neueste Regiewerk "Source Code" von Duncan Jones reden, der viele Kritiker vor zwei Jahren mit dem Science-Fiction-Drama "Moon" überraschte. Während "Moon" meiner Meinung nach aber doch ein paar Schwächen hatte (die zweite Hälfte ist längst nicht mehr so stark) und vermutlich auch nicht zu den Highlights zählen würde, so macht sein neuestes Regiewerk noch mehr richtig. Da ich großer Fan von Zeitreise-Filmen bin (die hier in abgeschwächter Form verwendet werden) und ich es immer wieder interessant finde, wenn man dadurch die Zukunft verändern kann, war ich hier natürlich gleich Feuer und Flamme. Der Film hat zwar auch ein wenig Leerlauf und das Finale hätte ich mir eventuell etwas anders gewünscht, doch schauspielerisch ist der Film super besetzt und der Film selbst ist auch nicht länger als nötig, so dass man nach 90 Minuten zufrieden das Kino verlassen kann.
Natürlich gab es dieses Jahr aber auch schon einiges an wirklich gutem Popcornkino. Meine Top 3 bestehen hierbei aus Transformers 3, "Fast and Furious Five" und "X-Men: Erste Entscheidung", die alle auf ihre ganz eigene Weise zu überzeugen wussten. "Transformers 3" war einmal mehr ein Vorzeigewerk für die technischen Möglichkeiten unserer Zeit und konnte gleichzeitig auch das zuletzt schwächelnde 3-D wieder auf Vordermann bringen bzw. dieses sogar noch perfektionieren. Da verzeiht man es dem Film auch gerne, dass er in der ersten Hälfte etwas zu lang geraten ist. "Fast and Furious Five" konnte hingegen dadurch punkten, dass er mittlerweile einen extrem illustren Cast an Action-Stars besitzt, dem sich jetzt auch Dwayne "The Rock" Johnson angeschlossen hat und auf ein Zusammentreffen zwischen ihm und Diesel dürften sicherlich einige sehnlichst gewartet haben. Der Film enttäuscht in dieser Hinsicht auch nicht und kann auch mit einer halbwegs interessanten Diebstahlgeschichte, sowie einiges an cooler Action aufwarten, so dass man bestens unterhalten wird. Der letzte wirklich interessante Blockbuster bislang war dann "X-Men: Erste Entscheidung", der sich der Vorgeschichte von Professor X und Magneto widmete. Der Film ist deutlich besser als "X-Men 3" und "Wolverine", erreichte aber nicht ganz die Epik der Bryan Singer - Filme, da der Film zuviel wollte und dadurch einige Charakter etwas kurz kamen. In möglichen Fortsetzungen wird man dies aber sicher noch verfeinern können und deshalb gehört er für mich auch zu den Highlights des bisherigen Jahres.

2. Solide Unterhaltung

Der Großteil der diesjährigen Oscarfilme konnte ich ja schon bei den Highlights abhandeln, doch es gibt auch zwei Filme in der "Bester Film"-Kategorie, die mich dahingehend nicht ganz so begeisterteten. Zuerst ist hier Danny Boyles Nachfolgewerk zu "Slumdog Millionaire" "127 Hours" zu nennen, der mit einem guten James Franco in der Hauptrolle aufwarten konnte, mich letztendlich aber nicht ganz so packen konnte. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass Boyle den Film ohne große Vorgeschichte erzählte und sich nur auf die Ereignisse in den Bergen konzentrierte. Dadurch fühlten sich einige Charaktere etwas distanziert an und dies hätte bei einer anderen Herangehensweise noch packender sein können. Gut ist der Film trotz allem immer noch. Eher wenig packen wollte mich hingegen die Geschichte rund um Winter's Bone. Der Film ist gut gespielt und storymäßig gut genug um nicht zu den Enttäuschungen zu zählen, doch so wirklich Interesse wollte sich bei dem Film nicht bilden und so war ich ganz froh als ich endlich das Kino verlassen konnte. Nochmal würde ich mir den Film wohl nicht angucken.
Auf Drama-Seite ist ansonsten auch noch "Die Kinder von Paris" zu nennen, welches die Judenverfolg in Paris etwas genauer beleuchtet und mit Jean Reno und Melanie Laurent durchaus ansprechend besetzt war. Der Film an sich war auch durchaus informativ, aber im Vergleich zu vielen anderen Filmen über die Judenverfolgung wird der Film wohl nicht allzu lange in Erinnerung bleiben, da der Film zu kurz war und viele Charaktere eher unzureichend beleuchtet wurden.
Ansonsten gab es dieses Jahr mit "72 Stunden - The next three days", "Unknown Identity" und "Der Plan" aber auch schon drei durchaus interessante Actionthriller in den Kinos zu beobachten. Wer davon die Nase vorne hat, ist dabei nicht so einfach zu beantworten, aber ich würde wohl "72 Stunden - The next three days" auf die 1 setzen, da Russell Crowe in dem Film einfach fantastisch ist und trotz seiner langen Laufzeit von über 2 Stunden nie wirklich langweilig ist. Auf die 2 würde ich dann wohl "Der Plan" setzen, da ich einfach ein Fan von Philip K. Dick bin und dies die erste anständige Verfilmung eines seiner Kurzgeschichten seit langer Zeit ist. "Unknown Identity" war dann hingegen etwas unausgegoren, aber Liam Neeson war trotzdem klasse und bei January Jones schmilzt wohl jeder Mann dahin.
Damit sind wir nun auch schon wieder bei den Popcorn-Filmen angelangt. Der bislang erfolgreichste Film des Jahres ist da "Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten", der diese Woche die Milliardengrenze am Boxoffice knacken wird. Während die ersten drei Filme wohl jeweils in der Highlights-Kategorie gelandet wären, reicht es für den mittlerweile vierten Film leider nur für solide Unterhaltung. Es wurden zwar einige gute Elemente der alten Filme übernommen und das Zusammenspiel zwischen Johnny Depp und Geoffrey Rush funktioniert immer noch sehr gut, doch dafür haben die neuen Elemente eher wenig funktioniert und benötigen in möglichen Fortsetzungen noch einer genaueren Beleuchtung, damit die neue Trilogie qualitativ an die alte heranknüpfen kann. Insbesondere die neuen Figuren wurden eher unzureichend eingeführt und der Plot ist wie zuletzt häufiger bei Bruckheimer der Fall viel zu simpel gestrickt, so dass einiges an Arbeit wartet. Bei den Kritikern kam der Film ja nicht sonderlich gut an, was Hoffnung gibt, dass man wirklich Dinge überdenkt. Von der Inszenierung her war trotz Regiewechsel hingegen wenig zu bemängeln und so kann es in den Fortsetzungen auch gerne weitergehen.
An der Komödienfront habe ich dieses Jahr noch relativ wenig gesehen. Einzig zu "Love & Other Drugs" und "Freundschaft Plus" wagte ich den Gang ins Kino, da diese mit Anne Hathaway und Natalie Portman zwei meiner absoluten Lieblingsdarstellerinnen in der Hauptrolle hatten. Storymäßig haben sie hingegen keine Dinge ausgerissen, aber das ist bei Komödien auch nicht zu erwarten. Ich wurde bei beiden Filmen gut unterhalten und geschmunzelt habe ich auch ein paar Mal. Darum geht es bei einer Komödie ja auch.
Ein bei mir immer wieder sehr hoch angesehenes Medium ist zweifelsohne die Animation. Im Gegensatz zum letzten Jahr sieht es dieses Jahr jedoch etwas magerer aus. Einen Film der Marke "Drachenzähmen leicht gemacht" gab es noch nicht und auch in der zweiten Hälfte sehe ich keinen Film, der an die Brillianz von "Toy Story 3" oder "Rapunzel - Neu verföhnt" heranreichen könnte. Am ehesten empfehlen würde ich dieses Jahr bislang "Rio", da dieser schön animiert wurde, eine wunderbare Anne Hathaway als Sprecherin besitzt und auch die Story ok ist. Wer hingegen immer noch etwas mit Winnie Puuh und seinen Freunden anfangen kann, sollte auch bei diesem Film einen Blick riskieren. Er erreicht zwar nicht ganz die Stärke von "Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh", denn dafür ist der Film etwas zu kurz und einige Figuren bekommen somit nicht genug Screentime, doch gegenüber den letzten Abenteuern ist der Film ein großer Schritt in die richtige Richtung und animationsmäßig ist der Film ebenfalls ganz große Klasse. Der größte Oscarfavorit fürs kommende Jahr ist bislang jedoch "Rango", der erste Animationsfilm von Gore Verbinski. Auch wenn mir der Film durchaus gefiel, so kann ich den großen Hype über den Film nicht ganz nachvollziehen. Der Film ist bezüglich Charakterdesign sicherlich anders als viele andere Animationsfilme der großen Studios, doch von der Handlung her meiner Meinung nach nur Durchschnitt und insbesondere in der zweiten Hälfte zieht sich der Film wie Kaugummi. Das macht ihn nicht schlecht, aber auch längst nicht so gut wie er hätte sein können, zumal er nach Sichtung der Trailer ruhig noch verrückter sein könnte.

3. Enttäuschungen und schlechte Filme

Damit sind wir nun auch schon bei den Enttäuschungen des bisherigen Jahres angelangt. Zum Glück bin ich davon bislang weitesgehend verschont geblieben und deshalb passen zwei der drei Filme hier nur halbwegs hin. Mit diesen möchte ich auch direkt anfangen. Als erstes sei hier "Hereafter" erwähnt, ein Film in dem sich Regisseur Clint Eastwood erstmals an einem Mysterydrama versuchte. Der Film ist aufwendiger produziert als andere Eastwood-Filme, vermisst es dafür aber, den Figuren wirkliche Tiefe zu geben. So wird einfach vieles unnötig in die Länge gezogen und manche Figuren nerven einfach nur. Die beste Rolle mit Bryce Dallas Howard wird hingegen in wenigen Szenen abgehandelt und hat bereits zur Hälfte des Films ihren letzten Auftritt und spielt danach keine Rolle mehr. Spätestens hier hätte man merken können, dass man sich auf dem Holzweg befindet. Richtig schlecht ist der Film natürlich trotzdem nicht, doch für Eastwood eine große Enttäuschung.
Ähnliches gilt im Übrigen auch für "Tron - Legacy". Der Film ist technisch mit einer Ausnahme perfekt umgesetzt und hat mit Daft Punk einen wunderbaren Score, doch wenn man einen Topschauspieler wie Jeff Bridges an der Leine hat und ihn zu keinem Zeitpunkt wirklich nutzt, dann kann etwas nicht richtig sein. Insbesondere die Vater/Sohn - Geschichte in diesem Streifen wirkt um Welten schlechter als beispielsweise in "Drachenzähmen leicht gemacht" und hält den Film eher auf als ihn zu bereichern. Einen ebenso großen Klops leistete man sich auch, als man sich dazu entschied, visuell eine jüngere Version von Jeff Bridges zu erschaffen und diese für die Rolle des Bösewichts zu besetzen. Nötig war dies nicht und wenn dann eindrucksvoll gezeigt wird, dass die Technik noch nicht ausgereift ist, dann ist man natürlich mächtig am Arsch. Es war sicherlich ungerechtfertigt, dass der Film dieses Jahr keine Oscarnominierung für die besten Effekte erhielt, aber zumindest für den Sieg hat man sich damit selbst disqualifiziert. Da hätte man Bridges lieber einen ordentlichen Gegenpart geben sollen.
Die einzige wirklich große Gurke stellt für mich bislang jedoch "The Green Hornet" da, eine Comicverfilmung von "Vergiss mein nicht"-Regisseur Michel Gondry. Mit Seth Rogen in der Hauptrolle hat der Film den bislang nervigsten Filmcharakter des Jahres in der Hauptrolle und auch sonst enttäuscht der Film auf nahezu allen Ebenen. Christoph Waltz ist als Bösewicht komplett unterfordert und die Action rockt einfach nicht. Der Film setzt zwar auf ein paar ganz nette Gimmicks, doch eigentlich wünscht man sich da lieber, einen alten James Bond Film anzusehen, denn da wurden solche Dinge cleverer eingesetzt. Ich war jedenfalls froh als der Streifen endlich vorbei war und zum Glück musste ich mir das Ganze nicht auch noch in nachkonvertierten 3D antun.

Damit sind wir mit meinem kleinem Rückblick auch schon am Ende angelangt. Ich hoffe, ihr hattet Spaß dabei, da ich hier auch einige Filme erwähnen konnte, zu denen ich keine Review geschrieben habe. Insgesamt bin ich mit dem Jahr bislang aber durchaus zufrieden und mit "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2" steht ja bald auch schon ein weiteres ganz großes Highlight an.

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