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Sonntag, 27. November 2011

Goodbye Harry


Achtung, dieser Artikel nimmt keine Rücksicht bezüglich Spoiler zur "Harry Potter"-Reihe.

Der Kinostart des letzten "Harry Potter"-Films "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2" liegt mittlerweile 4 Monate zurück. Seitdem hat sich der Film zum dritterfolgreichsten Film aller Zeiten gemausert und brachte Kritiker und Fans überall auf der Welt zu Jubelstürmen. Letzten Freitag ist nun die DVD und Blu-Ray zum letzten Film erschienen und so ist es langsam, aber sicher an der Zeit, Harry auf Wiedersehen zu sein. Es steht zwar noch eine anstrengende Awards-Saison vor dem Film, wenngleich er wohl trotz der tollen Kritiken nur Außenseiterchancen haben wird, doch mittlerweile ist es wohl an der Zeit zu realisieren, dass es wohl nie wieder etwas geben wird wie "Harry Potter".
Leider kann ich mich persönlich dabei nicht als Fan der ersten Stunde bezeichnen. Als ich zum ersten Mal den Namen "Harry Potter" hörte, fand ich die Idee sogar ziemlich dämlich. Ein 11-jähriger Junge, der auf eine Zaubererschule geht, fand ich nicht wirklich spannend. Hinzu kamen solch komisch klingende Namen wie Muggel oder Nimbus 2000, die mich noch mehr abschreckten. So kam es dann auch dazu, dass ich die Bücher erstmal gewissenhaft ignorierte und auch den ersten Film im Kino an mir vorbeiziehen ließ. Erst eine private Sichtung des Films auf DVD zusammen mit meinem Bruder und meiner Cousine konnten mich davon überzeugen, dass da vielleicht doch mehr dahinter steckt. Auch wenn der Film 11-jährige Kinder in den Mittelpunkt stellte, so war schon im ersten Film zu erkennen, dass da etwas deutlich Größeres auf uns warten könnte. So lieh ich mir auch gleich den Roman zu "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" aus und meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Der Film driftete in eine noch düstere Richtung ab und man bekam es auch erstmalig mit ernsten Themen wie Rassismus zu tun, die später einen enorm wichtigen Part in der Geschichte einnehmen sollten und ihren Höhepunkt im letzten Roman finden sollten. Auch wurde erstmals die Geschichte rund um Lord Voldemort, einem der faszinierensten fiktionellen Bösewichter aller Zeiten, fokussiert und man bekam deutlich mehr Hintergrundgeschichten geliefert, etwas was die Faszination des Franchises ausmachten. J.K. Rowling schaffte es immer wieder auf beeindruckende Art und Weise Ereignisse aus der Vergangenheit mit jenen aus der Gegenwart zu kombinieren, was die Geschichte trotz ihrer enormen Länge von 7 Romanen nie langweilig erschienen ließ. In jedem Roman wurden immer wieder neue Dinge offenbart und auch wenn man am Ende einige Dinge bereits im Voraus erahnen konnte, so gab es in jedem Film immer wieder die ein oder andere Überraschung zu erleben.


Ein Roman, der in dieser Entwicklung enorm wichtig war, ist zweifellos "Harry Potter und der Feuerkelch", der es geschafft hat, Harry Potter endgültig aus der Kinderecke zu vertreiben. Die ersten drei Bücher hatten zwar ihre dunklen Seiten gehabt, doch am Ende konnte Harry immer wieder triumphieren und sie wirkten in sich abgeschlossen. Im vierten Roman kam dann jedoch alles anders. Harry kam am Ende zwar wieder mit dem Leben davon, doch von einem Triumph war nicht mehr wirklich zu reden. Voldemort kehrte endlich in seine "menschliche" Form zurück und gab somit die Richtung für die zweite Hälfte der "Harry Potter"-Reihe vor, in der der Kampf zwischen Gut und Böse endlich fokussiert wurde. Was mich im vierten Roman jedoch am meisten schockiert hat, war der Tod von Cedric Diggory, eines gewöhnlichen Hogwarts-Schülers. Düstere Elemente in eine Geschichte einzubringen, ist die eine Sache, doch einen Schüler auf solch grausame Art und Weise sterben zu lassen, eine komplett andere. Als ich dies das erste Mal las, konnte ich es gar nicht glauben und wollte erstmal ein paar Seiten weiterblättern, ob es für ihn denn nicht doch noch eine Möglichkeit der Wiederbelebung geben würde. Wie sich herausstellen sollte, war dies nicht der Fall und so wurde auch dem letzten klar, dass diese Reihe nicht nur Kinderkram ist. Die ersten Romane waren sicherlich für jene geeignet, doch Rowling schaffte es, dass die Romane mit ihren Lesern wuchsen und somit man auch als 20-jähriger keine Probleme damit hatte, zuzugeben, Harry Potter zu lesen. Insbesondere die letzten beiden Romane "Harry Potter und der Halbblutprinz" und "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" boten dann kaum noch Zeit für solche Dinge und konzentrierten sich immer mehr auf das finale Aufeinandertreffen von Harry und Voldemort. Dabei gelang Rowling mit dem 6. Roman ein weiterer Geniestreich. Statt schon hier den großen Krieg zwischen Gut und Böse ausbrechen zu lassen, verzichtet Rowling während des gesamten Romans auf ein direktes Aufeinandertreffen mit Voldemort und konzentrierte sich auf dessen Vergangenheit, die offenbarte wie Voldemort denn überhaupt zu besiegen sei. Insbesondere die Geschichte mit den Horcruxen ist faszinierend (wenngleich auch etwas von "Der Herr der Ringe" inspiriert) und gab der Geschichte nochmal neue Impulse. Aber auch die Tatsache, dass man hier Draco Malfoy als Bösewicht in den Mittelpunkt rückte, der eigentlich nur aus Angst vor Voldemort diese Aufgabe ausfüllt, gehört zu den großartigen Momenten der Romanreihe. Der Film unterteilt nicht nur streng in Gut und Böse, sondern lässt diese vielschichtiger erscheinen, was man hier wunderbar am Beispiel Draco Malfoy, als auch seiner Mutter Narzissa, erkennt. Ein letzter toller Geniestreich war dann natürlich noch der Tod Dumbledore's. Auch wenn ich immer davon überzeugt war, dass diese Sache abgesprochen war und Snape nur auf Geheiß Dumbledore's agierte, gab dies dem Roman den finalen Höhepunkt und sorgte gleichzeitig dafür, dass man noch gespannter auf den finalen Roman sein würde, wo sich dann all das aufklären würde, was man schon seit mehreren Romanen wissen wollte.


Im Juli 2007 war es dann auch endlich soweit. Der finale "Harry Potter"-Roman wurde veröffentlicht und man musste zum ersten Mal realisieren, dass es mit Harry Potter irgendwann mal zuende gehen würde. Ich will jetzt nicht behaupten, dass ich mit dem siebten Roman überglücklich war, doch akzeptiere ich ihn als einen gelungenen Abschluss der Reihe. Es gab viele Dinge, die mir am siebten Roman gefielen, doch auch einige Dinge, die mich störten. Wirklich grandios fand ich dabei die erste Hälfte des Romans, der die drei Hauptfiguren abseits von Hogwarts zeigte und wie sie immer mehr frustiert von der Suche nach den Horcruxen wurden. Hinzu kamen Gänsehautmomente wie Godric Hollow, die inhaltlich vielleicht nicht nötig waren, aber irgendwie der Reihe einen runden Abschluss gaben. Endlich besuchte Harry das Grab seiner Eltern und man bekam endlich mal mit, wie seine Eltern genau gestorben waren. Außerdem gab es mit Dobby einen der traurigsten Tode aller Zeiten, der einem fast das Herz zerriss. Immerhin gehörten seine Szenen immer wieder zu den unterhaltsamsten Momenten der Romanreihe und das dieser dann bei einer Rettungsmission sterben musste, hat mich einfach zutiefst berührt. Rowling baute in den ersten zwei Dritteln eine wunderbare Endzeitstimmung auf, die wirklich deutlich machte, dass nun das große Finale anstehen würde. Umso komischer wirkte es da, dass sich Rowling für das große Finale jedoch nur noch knapp 200 Seiten Zeit ließ. Immerhin gab es zu diesem Zeitpunkt noch einige Horkruxe zu zerstören, die Geschichte von Snape musste aufgelöst werden und auch der Kampf zwischen Harry und Voldemort musste noch stattfinden, sowie ein entsprechender Epilog geschrieben werden. So ließ es sich dann auch nicht vermeiden, dass einige Dinge im letzten Drittel überhastet wirkten. Wirklich gelungen war in diesem Zusammenhang die Geschichte rund um Snape, die einer der faszinierensten Figuren der Reihe einen würdigen Abgang bot, doch andere Dinge waren auch etwas enttäuschend. Der Kampf zwischen Harry und Voldemort hätte beispielsweise länger sein können. Auch war es enttäuschend, dass nach der finalen Schlacht so schnell Schluss war und man nichtmal für eine anständige Beerdigung der Toten Zeit hatte. Stattdessen wurde uns noch ein Epilog geboten, der 19 Jahre in der Zukunft stattfand und uns die Kinder von Harry, Ginny, Ron und Hermine zeigte, die solch tolle Namen wie Hugo oder Albus Severus trugen. So ist dann aus "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" ein guter Roman geworden, der insbesondere in den ersten zwei Dritteln viele tolle Dinge offenbart, am Ende jedoch zu schnell durch die Ereignisse rast und dadurch nicht komplett rund wirkt. Als Abschluss der Reihe kann ich ihn aber problemlos akzeptieren.
Außerdem ändert dies nichts daran, dass ich mit der gesamten Reihe überglücklich bin, da diese über 7 Romane eine tolle Geschichte erzählt hat, die wunderbar Magie mit den ernsten Themen unserer Gesellschaft verband und dabei immer wieder wunderbare Charaktere in die Geschichte einband, die im Verlauf der Geschichte auch immer wieder neue Verhaltensweisen offenbarten, so dass sie nie langweilig erschienen und die magische Welt von Harry Potter mit Leben füllten.


Es war alles in allem eine tolles Erlebnis, Harry literisch bei dem Kampf gegen das Böse zu verfolgen. Doch letztendlich waren es die Filme, die mich erst Teil der Saga werden ließen. Ich will jetzt auch gar nicht die Frage beantworten, ob die Filme mit den Büchern mithalten können, denn wie bei jeder literarischen Umsetzung sind die Bücher meist detailierter geschrieben als die Filmumsetzungen, die immer wieder nur eine begrenzte Laufzeit besitzen und somit zwangsläufig auf gewisse Aspekte verzichten müssen. Trotzdem kann es einer gelungenen Umsetzung gelingen, den Geist des dazugehörigen Romans einzufangen und durch eigene Ideen noch zu bereichern.
In diesem Zusammenhang hatten die Potter-Filme wohl eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt zu bewältigen. Denn kaum eine Romanreihe ist derartig populär wie jene von Harry Potter und jeder einzelne Zuschauer hatte seine ganz eigene Vorstellung davon, wie denn nun die Filme auszusehen hätten. So kam es zwangsläufig dazu, dass einige Leute von den Adaptionen enttäuscht waren, da sie oftmals zu oberflächlich waren. Ich persönlich konnte mich jedoch immer recht gut von der Romanvorlage lösen und den Film an sich auf mich wirken lassen. So ist es dann auch wenig überraschend, dass sich bei mir die Ranglisten der Lieblingspotters gegenüber der der Romane teilweise deutlich unterscheiden.
Dies liegt zum einen daran, dass es während der Reihe immer wieder zu Regiewechseln gekommen ist, die jeweils ihren eigenen Stil in die Saga eingebracht haben, oder ist auch der Tatsache geschuldet, dass gewisse Romane der Reihe eher für die große Leinwand geschrieben wurden als andere.
Bevor wir hier nun aber ins Detail gehen, welche Adaption denn besser gelungen ist und welche weniger gelungen ist, fangen wir doch am Anfang an und betrachten die Entscheidungen, die das Franchise für immer prägen sollten. Denn auch wenn es sich hierbei um eine Big-Budget-Produktion aus Hollywood handelte, sollte die Geschichte weiterhin in England angesiedelt sein. Das bedeutete insbesondere auch, dass man auf große Stars aus Amerika verzichten musste und stattdessen auf Schauspieler aus Großbritannien zurückgreifen musste. Was am Anfang vielleicht wie ein Handicap klingen mochte, entpuppte sich als eine der größten Stärken des Franchises. Statt große Stars wie Tom Cruise, Brad Pitt oder Julia Roberts als Hogwarts-Professoren zu sehen, bekam man großartige britische Theaterschauspieler wie Alan Rickman, Maggie Smith oder Robbie Coltrane, die schauspielerisch sicherlich nicht schlechter sind und denen man die Rollen darüber hinaus schneller abkaufen konnte. Aber nicht nur bei den Schauspielern wurden kluge Entscheidungen getroffen. Mit Stuart Craig konnte ein absoluter Topmann fürs Szenenbild gewonnen werden, der Hogwarts über die Jahre hinweg immer weiter perfektionierte und dessen detailreichen Sets einen nicht gerade kleinen Teil zum Erfolg der Reihe beitrug. Ebenso großartig und richtungsweisend war auch die Musik von John Williams in den ersten drei Filmen, der eines der markantesten Themen der letzten 10 Jahre schuf und somit auch den zukünftigen Komponisten eine großartige Vorlage bot, die in Trailern immer wieder zum Ende hin angeklungen ist. Auch sträubte man sich nicht davor, immer mal wieder die Regisseure auszutauschen (was allein schon aus zeitmäßigen Gründen erforderlich war) und brachte somit immer wieder neue Stile in die Filmreihe. Dabei schaute man auch nicht umbedingt auf große Namen, sondern Leute, die auch mit eher kleineren Filmen auf sich aufmerksam machten. Sei es Alfonso Cuaron, der zuvor ein für den Oscar nominiertes Jugend-Drama drehte und auch schon in den 90-ern mit "Little Princess" eines der wundervollsten Kinderdramen inszenierte oder der TV-Regisseur für David Yates, der noch nie einen Kinofilm zuvor gedreht hatte, aber für einige echte TV-Klassiker wie "State of Play" (wurde später auch fürs Kino adaptiert mit Russel Crowe in der Hauptrolle) sorgte.


Den Anfang machte hier jedoch Chris Columbus, der 2001 mit "Harrry Potter und der Stein der Weisen" den ersten Film in die Kinos brachte und ein Jahr später "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" inszenierte. Stilistisch sind dies auch die Filme, die am wenigsten zu denen der anderen 6 Filme passen. Columbus Filme richten sich deutlich mehr an ein jüngeres Publikum und auch war er der Regisseur, der sich am meisten an die Vorlage klammerte. Columbus versuchte die Filme so genau wie möglich zu verfilmen und vergaß es dabei manchmal, auch stilistisch einen wirklich einmaligen Film zu drehen. Der Look der beiden Filme ist insgesamt zwar immer noch ok, aber manchmal wirkt dieser auch etwas langweilig. Auch haben die beiden Filme Probleme, einen wirklich überzeugenden Storyaufbau zu bieten, da sie meist zu viele Nebenhandlungen mit einbauen, die in Buchform wirklich unterhaltsam sind, im Film aber eher die eigentliche Handlung aufhalten. Trotzdem freue ich mich jedesmal wieder aufs neue, mir die beiden Filme anzugucken, wenn ich mal wieder Lust auf die gesamte Potter-Reihe habe. Mittlerweile steht bei mir auch der erste Film deutlich höher im Kurs, da dieser "Das-erste-Mal"-Feeling besitzt, was bei den anderen Filmen zwangsläufig nicht mehr vorhanden war. Man bekommt zum ersten Mal Hogwarts zu sehen, man sieht das erste Mal Quidditch und Voldemort taucht auch das erste Mal auf.


Nach zwei Filmen war dann für Chris Columbus jedoch die Zeit gekommen, aus familären Gründen kürzer zutreten und so war er beim folgenden dritten Film nur noch als Produzent dabei, überließ die Regie aber Alfonso Cuaron, einem trotz Oscarnominierung absoluten No-Name in der Regie-Szene. Cuaron's Verpflichtung war jedoch die richtungsweisenste Entscheidung, die in der Potter-Reihe je gemacht wurde. Dieser sorgte nämlich dafür, dass die Filme nicht mehr nur auf jüngere Zuschauer zugeschnitten wurden, sondern endlich auch eine erwachsenere Richtung einschlugen, was auch im Sinne der Bücher war, die ebenfalls diesen Weg gingen. Hinzu kam eine Generalüberholung von Hogwarts, die innerhalb einer langjährigen Filmreihe riskant war, für die Weiterentwicklung der Filme jedoch unablässlich war und hier glücklicherweise vollzogen wurde. Aber nicht nur der Stilwechsel sorgt dafür, dass "Harry Potter und der Gefangene von Askaban" zu den ganz großen Highlights der Reihe gehört, sondern auch inhaltlich zu den schönsten Filmen gehört. Er ist noch nicht ganz so storybezogen wie die kommenden Filme und ist noch unbeschwerter, da hier noch das Gute die Oberhand inne hat. So zeigt der Film das normale Leben eines 13-jährigen in Hogwarts, wie man auf Hippogriffen durch die Luft fliegt und wie man einen schönen Tag in Hogsmeade verbringt. Hinzu kommt, dass man in dem Film einige tolle Schauspielergänzungen wie Gary Oldman, David Thewlis und Emma Thompson wiederfinden kann, sowie Michael Gambon, der den leider verstorbenen Richard Harris als Albus Dumbledore ersetzte und ihm seinen eigenen Anstrich gab, der für die kommenden Filme einfach nötig war. Auch John Williams lieferte mit dem dritten Teil seinen stärksten Score zur Reihe ab und konnte dabei einen komplett anderen Stil als noch in den ersten zwei Filmen einschlagen, was einen wirklich großen Komponisten auch ausmacht.
Es ist deshalb auch kein allzu großes Wunder, dass sich viele Fans bis einschließlich des 7. Films Hoffnungen gemacht haben, dass Cuaron nochmal einen weiteren Film de Reihe inszenieren würde. Doch für den Regisseur des dritten Films wäre es wohl illusorisch gewesen, die Reihe bis zu ihrem Ende zu begleiten, insbesondere wenn man zum ersten Mal zu spüren bekommt, wie Kräfte zerrend solch eine große Produktion sein kann. So kam es schließlich dazu, dass Cuaron nach dem dritten Film abdankte und sich damit auch von der Reihe verabschiedete. Trotzdem wäre es interessant gewesen zu wissen, wie Cuaron's Versionen der kommenden Filme ausgesehen hätten. Wobei man dies eigentlich auch von Teil 1 und 2 sagen kann. Aber wie so oft haben solche Entscheidungen auch ihr gutes, denn ein "Children of Men" hätte es wohl nie gegeben, wenn Cuaron weiterhin Teil der Reihe geblieben wäre und nächstes Jahr steht mit Gravity ja auch schon wieder ein neuer hoch interessanter Film an (produziert übrigens von David Heyman).
Für Teil 4 übernahm dann mit Mike Newell erstmals ein Brite das Ruder, welcher zuvor eher durch Komödien wie "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" von sich Reden machte. Dieser versuchte dem Stil Cuaron's halbwegs treu zu bleiben und dabei auch die Filme weiter in eine erwachsenere Richtung zu lenken. Zweiteres gelang auch, da "Harry Potter und der Feuerkelch" der erste Potterfilm war, der in Amerika ein "PG-13"-Rating bekam. Allerdings kamen auch einige eher fragwürdige Entscheidungen hinzu, die den vierten Film zu einem eher schwächeren Teil der Reihe machen. Dabei muss ich zugeben, dass ich lange Zeit ein Befürworter des Filmes war, doch je mehr Filme erschienen, umso mehr sank er in meinem Ansehen, obwohl ich den dazugehörigen Roman eher als eines der Highlights der Reihe ansehe. Der Film erreicht jedoch nur dann seine große Stärke, wenn er der Handlung rund um Voldemort folgt, die aber nur einen kleinen Teil der Handlung einnimmt. Das Finale gehört dann sogar zu einer der herausragensten Szenen der gesamten Reihe (auch dank des genialen Schauspiels von Ralph Fiennes als Voldemort). Doch leider ist der Film in anderen Szenen auch ziemlich ärgerlich. Was sollten beispielsweise diese dämlichen Frisuren im Film bedeuten und wieso liefen die Todesser mit Sido-Masken herum und hatten spitze Hüte wie der Kuckucks-Clan? Am ärgerlichsten ist aber wohl der Humor, der hier Einzug hielt. Barty Crouch ist beispielsweise eine ziemliche Katastrophe und auch die Szene mit Filch, der durch die große Halle sprintet, gehört zum dämlichsten was die Reihe je zu bieten hatte. Hinzu kommt noch Michael Gambon, der hier zu extremen Overplay gezwungen wird und somit seine im dritten Teil so toll gespielte Rolle komplett in den Sand setzte. Erschwerend kommt noch hinzu, dass John Williams nach dem dritten Teil der Reihe den Rücken kehrte (aufgrund anderer Projekte, die er umsetzen wollte) und somit durch den zweifach oscarnominierten Komponisten Patrick Doyle ersetzt wurde. Dolye machte dabei seine Sache sogar recht ordentlich, doch mehr als Hollywood-Standard ist halt nicht bei rum gekommen. So ist das größte Vermächtnis von Teil 4 wohl das, dass man mit Ralph Fiennes einen echten Glücksfall für die Rolle des Voldemort gefunden hat und auch dessen Design recht ordentlich ausgefallen ist. Man stelle sich mal vor, was passiert wäre, wenn man auch das gegen die Wand gefahren hätte. Fiennes ist sogar der Grund, wieso Teil 4 überhaupt einige wirklich starke Momente hat, denn das große Finale steht jenem aus dem Buch in kaum etwas nach.


Trotzdem bin ich deshalb ganz froh, dass sich auch Newell nach dem vierten Teil dazu entschloss, Platz zu machen und einem neuen Regisseur Platz zu machen. Dabei ging Warner diesesmal wieder ein deutlich höheres Risiko ein und verpflichtete David Yates, der zuvor nie einen Kinofilm gedreht hatte und bislang nur im Fernsehen aktiv war. Dort feierte er jedoch genug Erfolge um auf sich aufmerksam zu machen. So drehte er beispielsweise auch die Fernsehreihe "State of Play", die später mit Russell Crowe in der Hauptrolle für die große Leinwand adaptiert wurde. Insbesondere seine Erfahrung mit Politthemen machten ihn zu einer durchaus intelligenten Verpflichtung für den fünften Film, da dieser vermehrt solche Themen behandelte. Trotzdem war ich skeptisch bezüglich des Filmes, da ich nie ein großer Fan des Buches war. Statt sich dem großen Kampf zwischen Gut und Böse zu widmen, widmete Rowling erstmal ein ganzes Schuljahr der Tatsache, dass Politiker einem 15-jährigen Teenager nicht trauen, da sie um den Verlust ihrer Macht fürchten. An sich ist die Idee gar nicht mal schlecht, doch Teil 5 beinhaltete dermaßen viel Füllmaterial, dass sich die eigentliche Haupthandlung unendlich lang zog und man froh war, wenn das Buch endlich zu Ende gelesen war. Umso überraschter war ich, dass Yates aus diesem Film einen unglaublich unterhaltsamen Film machte, der sich auf die wichtigsten Sachen konzentrierte und somit aus einer mittelmäßigen Vorlage einen hervorragenden Film formte. Aber auch die Darstellung von Dolores Umbridge, einer der absoluten Hassfiguren der Reihe, war absolut gelungen und machte dem Film zu etwas Besonderem. Hinzu kommt das große Finale zwischen Dumbledore und Voldemort, welches einen der besten Zauberstabkämpfe der Reihe bot. Einzig die Schlampigkeit bezüglich mancher Details stören mich bis heute ein wenig, aber ansonsten ist dies ohne Zweifel einer der guten Vertreter der Reihe.
Umso erfreuter war ich dann auch, dass Yates sich auch dem Nachfolger "Harry Potter und der Halbblutprinz" widmete, der wie oben geschrieben zu meinen absoluten Lieblingsbüchern der Reihe gehörte. Doch auch hier war ich wieder skeptisch und wurde diesesmal auch teilweise bestätigt. So genial "Der Halbblutprinz" als Roman auch war, so wenig war er dann für die große Leinwand geeignet. Der Roman war der mit Abstand actionärmste Roman der Reihe und ein Großteil der Handlung wurde in Rückblenden erzählt. Deshalb fand ich es auch nicht weiter schlimm, dass dem fertigen Film einige Erinnerungen Dumbledores der Schere zum Opfer fielen. Sie funktionierten in Buchform perfekt, doch die Filme kamen durchaus ohne sie aus und hätten das Tempo nur unnötig verlangsamt. Selbst die Darstellung von Dracos Geschichte konnte mich positiv überraschen und auch das deutlich actionärmere Finale im Vergleich zur Romanvorlage störte mich nicht weiter, da die Gründe hinter dieser Entscheidung durchaus clever waren. Immerhin bot ja auch der siebte Roman eine große Schlacht und während sich bei den Büchern im letzten Teil ein kleiner "Schon wieder"-effekt einstellte, hatte ich diesen bei den Filmen überhaupt nicht. Was mich beim Halbblutprinz jedoch deutlich mehr störte, ist der Romantikanteil im Film. Das Romantik in dem Film unabdinglich war, war schon im vorhinein klar, da auch die Bücher viele solcher Dinge beinhalteten. Doch leider ist die Herausarbeitung der einzelnen romantischen Sequenzen eher wenig gelungen. Statt die Liebschaften zwischen Hermine und Ron bzw. Harry und Ginny wirklich glaubwürdig auf die große Leinwand zu übertragen, schlug man eher den Komödien-Pfad ein und so wirkte die Romantik in dem Film immer etwas unterkühlt. Stattdessen musste man mit eher peinlichem Humor kämpfen, der teilweise sogar Feuerkelch-Dimensionen annahm. Deshalb ist der 6. Film zwar immer noch kein schlechter Film, aber der wohl Schwächste der Yates-Filme.


Trotz dieser erwähnten Schwächen war ich trotzdem ein starker Befürworter für Yates als Regisseur des finalen Filmes, da ich schon seit Erscheinen des 6. Romans der Meinung war, dass Teil 6 und 7 vom gleichen Regisseur inszeniert werden müssten, da Teil 7 eine klare Fortführung der Geschehnisse aus dem 6. Roman darstellte. So war ich dann auch froh, als Warner Yates als Regisseur des 7. Filmes bestätigte, obwohl bekanntere Regisseure wie Guilermo Del Toro hoch gehandelt wurden und auch eine Rückkehr von Alfonso Cuaron mal im Raum stand. Etwas anders war es jedoch, als Warner ankündigte, dass der finale Film in zwei Teile aufgeteilt würde. Ich fand es immer toll, dass die magische Zahl 7 in den Romanen eine wichtige Rolle einnahm und man dies bei den Filmen auf keinen Fall brechen sollte, zumal ein Film immer ein ganzes Schuljahr beinhalten sollte. Auf mich wirkte es zunächst einfach nur so, dass Warner aus ihrem bald endenden Franchise nochmal möglichst viel Kohle herausholen wollte und die inhaltliche Qualität dabei an zweiter Stelle stand. Doch je mehr über das Projekt letztendlich bekannt geworden war, umso mehr konnte ich mich mit dieser Tatsache anfreunden. Denn das, was ich beim dazugehörigen Roman am meisten zu kritisieren hatte, war das überhastete Finale, welches in einem Einzelfilm von 150 Minuten wohl noch deutlicher geworden wäre. Außerdem wurde so sichergestellt, dass auch die deutlich atmosphärische erste Hälfte des Romans ordentlich auf die große Leinwand übertragen wird und nicht viele tolle Szenen der Schere zu Opfer fielen. Das Produktionsteam sah dies wohl ähnlich und schlug aus der eher zweifelhaften Entscheidung Profit, in dem sie die wohl werkgetreuste Umsetzung seit Teil 3 realisierten ohne dabei sich so sehr an den Büchern festzuklammern wie noch in Teil 1 und 2. Hinzu kommen einige tolle Neueinfälle, die die Geschichte noch verfeinerten. Das Opening von "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1" gehört für mich beispielsweise zum besten Opening der gesamten Reihe und auch ein Tanz zwischen Harry und Hermine im Mittelteil des Films war eine tolle neue Idee. Hinzu kommt, dass man den Comedy-Anteil wieder deutlich zurückschraubte und man dem düsteren Stil des letzten Romans wieder deutlich mehr Rechnung trug. Für mich markierte 7.1 jedenfalls den perfekten Einstieg für das große Finale, welches dann diesen Sommer die Leinwände eroberte.
Auch wenn ich nie der große Fan des Finales war, so hat man schon im Roman gemerkt, dass dieses praktisch für die große Leinwand geschrieben wurde, denn all die Action ist visuell deutlich greifbarer als in geschriebener Form. Das bemerkenswerteste an dem Finale in Filmform ist jedoch, dass sich Yates nicht nur auf die große Action konzentrierte, sondern weiterhin der Geschichte Harrys folgte und sich auch im großen Finale auf die menschlichen Aspekte konzentrierte. Die Erinnerung Snapes ist zweifellos eine der emotionalsten Szenen der gesamten Reihe und auch der Weg Harrys in den verbotenen Wald wurde grandios umgesetzt. Hinzu kommt, dass man fast jedem Schauspieler, der jemals Teil der Reihe war, noch einen würdigen Abschied bescherte. Selbst der etwas zweifelhafte Epilog des Romans wurde hier halbwegs gelungen umgesetzt, da dieser nochmal die Musik von John Williams in voller Blüte einsetzte, obwohl hier eigentlich Alexandre Desplat für die gelungene Musik des großen Finales zuständig war. Dies sorgt letztendlich auch dafür, dass sich der letzte Teil zu meinem absoluten Lieblingsteil der Reihe entwickelt hat und ich von dem Finale allgemein sehr begeistert bin, daman sich somit wunderbar von der großen Leinwand verabschiedet hat.
Nun ist jedoch alles vorbei und man muss sich wohl oder übel auf ein Leben ohne neues Potter-Material einstellen (von Pottermore mal abgesehen). Glücklicherweise sorgen die Bücher, DVD und Blu-Ray's jedoch dafür, dass man die alten Abenteuer immer wieder erleben kann und mit insgesamt 7 bzw. 8 Teilen sind diese nicht gerade kurz. Deshalb bleibt eigentlich nur noch ein Dank auszusprechen an Joanne K. Rowling, die uns über so eine lange Zeit mit einer so tollen Reihe unterhalten hat und auch an das ganze Produktionsteam bei Warner Brothers, welches in den Filmen nicht nur eine große Einnahmequelle sahen, sondern auch den Fans ein außergewöhnliches Filmerlebnis bot. Deshalb sage ich einfach nur noch "Goodbye Harry" und vielen Dank für so viele tolle Jahre.

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